Landesverband BW
Eine bunt gemischte Gruppe aus Aktiven des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Kommunalpolitiker*innen aus verschiedenen Landkreisen Baden-Württembergs sowie Matthias Gastel MdB, kam Ende Mai erwartungsvoll nach Friedrichshafen – und wurde nicht enttäuscht: Das Projektteam des Landesprojekts zum automatisierten Busbetrieb präsentierte eindrucksvoll den aktuellen Stand des Reallabors „Autonomes Fahren“ auf Level 4.
In Friedrichshafen wird seit 2023 ein autonomes Shuttle mit einer Erprobungszulassung auf Level 4 getestet – einem der höchsten Automatisierungsgrade im Straßenverkehr. Das bedeutet: Das Fahrzeug kann dauerhaft durch ein automatisiertes System gesteuert werden, ohne dass der begleitende Mensch aktiv eingreift. Erst wenn das System an seine Grenzen stößt, wird der Fahrer bzw. die Fahrerin zur Übernahme aufgefordert.
Das vom Land Baden-Württemberg geförderte Projekt begann bereits 2020 mit den Vorbereitungen und hat seither mehrere technische Entwicklungsschritte durchlaufen. Die Maximalgeschwindigkeit konnte schrittweise von anfangs 30 km/h auf nun 50 km/h erhöht werden – jeweils mit behördlicher Genehmigung. Das Shuttle bewegt sich inzwischen weitgehend im regulären Straßenverkehr, auf einer anspruchsvollen Teststrecke mit engen, beidseitig beparkten Abschnitten. Ziel: ein möglichst realistisches Bild für den späteren Regelbetrieb.
Auch barrierefreie Gestaltung und Nutzerfreundlichkeit kommen im Projekt nicht zu kurz: Die Fahrzeuge verfügen über neigbare Einstiege, Stellplätze für Rollstühle, gut sichtbare Anzeigen und moderne Sicherheitssysteme für Fahrgäste. Ergänzt wird dies durch begleitende Befragungen zur Akzeptanz.
Die Teilnehmenden zeigten sich beeindruckt. VCD-Landesgeschäftsführerin: „Ein toller Besuch mit vielen Einblicken, Eindrücken und Erkenntnissen – allerdings bleibt offen, wann solche Projekte in den Alltagsbetrieb überführt werden.“ Gregor Gaffga lobte: „Ein großer Dank an das Projektteam, das mit allen Konsortialpartnern vertreten war. So konnten Fragen aus allen Bereichen direkt und fundiert beantwortet werden.“ Auch Markus Tittelbach war überzeugt: „Das Fahrerlebnis war sehr angenehm. Besonders beeindruckend war die präzise Übergabe zwischen autonomen und manuell zu steuernden Streckenabschnitten. Das weckt große Erwartungen an eine baldige breitere Umsetzung.“
In einer abschließenden Gesprächsrunde wurden die politischen und strukturellen Rahmenbedingungen diskutiert. Konsens bestand darin, dass der Weg aus dem Erprobungsstatus hin zu einem praxistauglichen Regelbetrieb europäisch koordiniert werden muss. Nur über eine gemeinsame europäische Initiative – mit klarer Finanzierung, angepasster Regulatorik und einer hinreichenden Zahl an Pilotprojekten – lassen sich stabile Rahmenbedingungen für Hersteller, Betreiber und Softwareanbieter schaffen. Ziel ist eine unabhängige und verlässliche Lösung für den europäischen Binnenmarkt, von der Busunternehmen, Fahrgäste und Kommunen gleichermaßen profitieren würden.
Großer Dank gilt dem engagierten Projektteam vor Ort, das die Besucher*innen kenntnisreich durch den Nachmittag führte – und Lust auf die nächste Etappe gemacht hat: den Übergang vom Reallabor zum Alltag autonomer Mobilität.