Landesverband BW,
Pressemitteilung
“Die Einfachheit der Benutzung des Deutschlandtickets ist allein schon eine Revolution. Mit dem 9€-Ticket wurde 2022 gezeigt, dass Menschen gern Bus und Bahn fahren, wenn es bezahlbar und einfach ist. Nun brauchen wir noch ein Deutschland-Angebot, und eine Deutschland-Finanzierung, so dass der öffentliche Verkehr sowohl für Fahrgäste als auch für die Verkehrsverbünde eine nachhaltige Lösung wird.”, so Marlis Heck vom VCD Landesvorstand. “Wenn im Zuge der Unterfinanzierung der Verkehrsverbünde immer mehr Fahrten gestrichen werden, nützt es den Fahrgästen gar nichts.”
Seit dem 1. Mai 2023 können wir für 49 € ein Ticket kaufen, das es uns erlaubt, in allen Verbünden deutschlandweit im Nahverkehr einzusteigen, ohne lokale Tarife zu studieren.
Ein großer Wurf für die Fahrgäste, eine große Herausforderung für die Verkehrsverbünde. So ist das Ticket angedacht, rein digital angeboten zu werden - entweder über Mobiltelefone oder Chipkarten. Fast jeder Verbund hat inzwischen eine eigene digitale Lösung zur Bestellung im Angebot, um die Einnahmen und Kunden im eigenen Verbund zu halten. Allein diese Ressourcenverschwendung ist ein Fall für Rechnungshöfe. “Das Angebot eines bundesweiten Portals mit dem entsprechenden Verteilungsschlüssel der Einnahmen und die Weitergabe der Kunden-Datensätze wäre sehr hilfreich gewesen. Denkbar wäre auch die Bereitstellung digitaler Basislösungen, die dann von den Verbünden erweitert werden könnten. Auch hier zeigte Herr Wissing, dass er auf keinen Fall Geld für den Öffentlichen Verkehr langfristig und nachhaltig investieren will.”, so Marlis Heck.
Baden-Württemberg hat mit seiner landeseigenen Tarifgesellschaft bwegt für Jugendliche unter 27 das D-Ticket JugendBW für derzeit 30,40€ aufgelegt und hat auch das Upgrade für die 1. Klasse mit weiteren 49€ durchgesetzt. In einigen Verbünden kann das direkt mit bestellt werden. Wer über den DB Navigator bestellt, kann einfach ein Upgrade zur 1. Klasse buchen, die Nutzung bleibt aber auf Baden-Württemberg beschränkt.
Einzelne Verbünde wie der VVS oder der bodo bieten weitere Zusatzoptionen wie das D-Ticket Plus an, um liebgewonnene Besonderheiten wie Mitnahme von Personen oder die Übertragbarkeit des Tickets, weiterhin abbilden zu können. Auch die Fahrradmitnahme ist im Deutschlandticket nicht vorgesehen und wird z.B. im bodo über eine Zusatzoption für 19,30€ pro Monat angeboten.
Außerdem ist nun offiziell seit Jahresbeginn 2024 kein Papierticket mehr erlaubt, d.h. ein PDF im Mobiltelefon oder ausgedruckt ist nicht mehr gültig. Wer also kein Mobiltelefon benutzen möchte, ist auf Chipkarten angewiesen, die in den Verkaufsstellen der Verbünde zu bekommen sind. Eckart Hammer vom Landesseniorenrat BW redet von Diskriminierung älterer Menschen, da manche ihre Unabhängigkeit aufgeben müssen, weil sie gezwungen sind, andere um Hilfe zu bitten.
Die Tariflandschaft in allen Verbünden ist nach wie vor komplex, über 100 Verbünde bieten zusätzlich zum Deutschlandticket ihre bisherigen Zeitkarten zum Kauf an, nur so können sie von den Ticketkäufen profitieren und die Kunden halten.
Das Deutschlandticket bedeutet für die meisten Verbünde weniger Einnahmen als bisher, trotz ähnlich hoher Fahrgastzahlen. Außerdem ist der Kauf des Tickets allen freigestellt, d. h. sowohl über den eigenen Verbund, oder aber im DB Navigator oder bei einem der vielen konkurrierenden Verbünden.
“Wir freuen uns sehr über die Erfolgsgeschichte, die durch gestiegene Fahrgastzahlen belegt werden und hoffen sehr, dass die Finanzierung gesichert und auch das Angebot weiter vereinfacht wird. Vielleicht kann das Deutschlandticket über den Deutschlandtarif hinaus der Anstoß zu einer radikalen Vereinfachung im Tarifdschungel des Öffentlichen Personenverkehrs führen.”, sagt Jörg Dengler VCD Landesvorstand.
Quellen:
Oliver Mietsch: Das 49€ Deutschland-Ticket (https://ksv-verlag.de/)