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Wie steht es um den ÖPNV im Landkreis Esslingen

...und wie geht es weiter mit dem ÖPNV.

Hier haben wir mal unseren Kenntnisstand und unsere Einschätzung zusammengetragen

Wie steht der Kreis Esslingen aus VCD-Sicht beim öffentlichen Nahverkehr da? Wie kann der Ausbau gelingen?

Ein Ausbau des ÖPNV findet in der Bevölkerung sehr breite Zustimmung und die Zielsetzungen des Landes sowie das Landeskonzept Mobilität und Klima (LMK) ist auf alle Fälle eine bahnbrechende Errungenschaft von VM Hermann und seinem Ministerium. Aus unserer Sicht ist dies bundesweit beispielgebend.
Darin wird beim ÖPNV bis 2030 eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen angestrebt. Dabei kann und soll die Mobilitätsgarantie ein attraktives und verlässliches Angebot schaffen. Die Schweiz macht das vor.

Beim Busverkehr steht der Landkreis auf einem guten Ausgangspunkt, von dem aus in den nächsten Jahren der Ausbau erfolgen kann.

Der VVS und der Landkreis Esslingen gehören bei den Vorhaben des LMK zu den Modellregionen.

Spitzenreiter ist da sicher die Stadt Esslingen mit ihrem Busnetz, das mit seinem Angebot weit über dem Durchschnitt im Landkreis liegt. Doch für weitere Linien und engere Takte fehlt auch den Esslingern bisher die Finanzierung.

Hier könnte die Einführung eines Mobilitätspasses helfen. Verschiedene Varianten wurden inzwischen für Esslingen durchgerechnet. Allerdings müsste die Initiative des Landes im Esslinger Gemeinderat und in der Rathausspitze auch gewollt und aktiv entwickelt werden.

Bei der S-Bahn erleben wir auch im Landkreis stark steigende Fahrgastzahlen und damit ein stark ausgelastetes Netz. Laut einer aktuellen Studie gibt es mit der Neuausschreibung der S-Bahn-Verkehre 2028 (Vergabe 2032) mehrere Stellhebel, die Kapazitäten im schienengebundenen Nahverkehr zu erhöhen. Gut zusammengefasst wird das aus unserer Sicht in diesem Beitrag.
Die richtige Weichenstellung ist hier ganz maßgeblich für eine zielführende Entwicklung im Landkreis.

Klar wird dabei auch, dass Kapazitätserhöhungen und Netzausbau beim Busverkehr viel schneller umsetzbar sind. Deshalb sollte der Landkreis hier parallel vorgehen.

Damit signifikant Autofahrten auf den Bus verlagert werden, dürfen die Busse nicht im Autostau stehen. Dazu braucht es Busspuren und Busbevorrechtigungen an allen neuralgischen Stellen.

Aus VCD-Sicht ist die Beibehaltung und Wiedereinführung der Stadttickets von großer Bedeutung. Sie bringen für die Städte Standortförderung und Entlastung von Autofahrten und damit in der Gesamtbilanz mutmaßlich auch finanzielle Vorteile.

Für viele Menschen mit kleinem Geldbeutel bedeutet ein solches verbilligtes Tagesticket überhaupt erst die Teilhabe an Mobilität

Fazit: Mit dem LMK vom Verkehrsministerium BW hat der Landkreis eine exzellente Grundlage. Das ist bundesweit einmalig. Der Ausbau des ÖPNV ist aber auch ganz praktisch sehr zeitaufwändig und bislang noch unterfinanziert. Wir können uns auf einen zielführenden Weg begeben, wenn jetzt die richtigen Weichen gestellt werden. Leder geht es aber auch rein praktisch nicht so schnell wie es notwendig wäre. In der Vergangenheit wurde da viel Zeit verloren.

Was ist aktuell das größte Problem im Hinblick auf den öffentlichen Nahverkehr im Kreis Esslingen?

Der zielführende Ausbau des ÖPNV hängt ganz wesentlich an der Finanzierung. Die ist bisher nicht ausreichend.

Die Tarifreform trug erheblich zur Attraktivierung bei, doch reduzieren die Fahrpreiserhöhungen inzwischen wieder die Anreize insbesondere für GelegenheitsnutzerInnen.

Der Ausbau hätte eigentlich schon viel früher gestartet werden müssen, um jetzt die Kapazitäten zu haben. Die Nachfrage und ein Verkehrsmittelverlagerungseffekt ist auf alle Fälle da und wäre mit einem noch besseren Angebot noch wesentlich größer.

Wohl erst zur Neuausschreibung des VVS-Betriebs in 2028 können die großen Weichen neu gestellt werden. Die Umsetzung braucht aber wohl bis 2032 oder länger. Die Einführung des 15-Minuten-Takts bei der S1 ist ein erster wichtiger Schritt, jedoch kommt das Netz damit an seine Kapazitätsgrenzen.

Was ist die größte Herausforderung beim Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs?

Ein großes Problem ist der Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel. Es gibt zu wenig Verkehrsplaner für den klimaverträglichen Umbau des Mobilitätssystems. Auch bei Personal für Bus und Bahn muss jetzt mit attraktiven Rahmenbedingungen dem Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel entgegengewirkt werden. Denn heute schon können offene Stellen nur schwer besetzt werden und auch bei den ausführenden Ämtern und Firmen fehlen Mitarbeiter.

Das schlagen wir vor

Sinnvoll wäre es, die Kapazitäten auf den Ausbau des Umweltverbunds zu konzentrieren, denn ein Ausbau des Straßennetzes, wie z.B. der B27-Ausbau und der einseitig autogerechte Neubau der Esslinger Brücken, verschlingt enorme Personalkapazitäten und Finanzressourcen. Nachweislich führt das aber unausweichlich zu induziertem Kfz-Verkehr - also zu noch mehr klima- und umweltschädlichen Autofahrten. In der Verkehrswissenschaft heißt es außerdem "Wer alles fördert und ausbaut erhält mehr Verkehr" Es braucht politische Mehrheiten um hier relevant umzusteuern.

 

 

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