Baden-Württemberg

Verkehrsverbünde und ÖPNV, Verkehrspolitik, Infrastruktur
Reutlingen

Stellungnahme der VCD Kreisgruppe Reutlingen: Reutlingen als Modellstadt mit kostenlosem ÖPNV?

Reutlingen als Modellstadt für einen kostenlosen Nahverkehr ist nach Ansicht der Kreisgruppe des Reutlinger VCD eine Idee in die richtige Richtung, nämlich den Anteil des Busverkehrs erheblich zu steigern.

Allerdings kämen erhebliche Anstrengungen auf die Stadt zu, wenn dieser Vorschlag der Bundesregierung umgesetzt werden sollte. Die Frage stellt sich, ob der Busbetrieb diesem schwer kalkulierbaren Ansturm überhaupt gewachsen ist.

Das anstehende neue Stadtbuskonzept wäre eine gute Grundlage für einen derartigen Modellbetrieb. Es muss aber ergänzt werden.
So wäre zu prüfen, ob noch mehr Linien in die Verkürzung der Taktzeit auf 10 Minuten einbezogen werden können, um den Fahrgastzuwachs aufzufangen. Zudem müssten neue Fahrer und Fahrerinnen eingestellt und neue Fahrzeuge angeschafft werden.

Auch der regionale Busverkehr wäre in das Modellprojekt einzubeziehen, um den Pendlern aus dem Umland eine gute Alternative zum Auto zu bieten.

Außerdem sei es dringend nötig, den Alltagsbetrieb des Busverkehrs so zu gestalten, dass er attraktiv und einladend wirkt. Auf diesbezügliche Mängel hat die VCD-Gruppe anlässlich eines ‚Bus-Checks‘ im Januar hingewiesen.

Deshalb fragt der VCD, ob es nicht sinnvoller wäre, die Fahrpreise nur zu halbieren und mit der anderen Hälfte des Geldes das Angebot zu verbessern.

Als bundesweite Modell-Kommune kann die Stadt mit Recht Geld aus dem Bundeshaushalt erwarten, allerdings wird es mit dem Spruch der Oberbürgermeisterin: „Wer bestellt, der zahlt“ nicht getan sein. Auch die Stadt muss gegebenenfalls - ähnlich bereitwillig wie beim Bau des Scheibengipfeltunnels - finanziell voran gehen, meint der VCD.
"Das Modell sollte auch übertragbar auf andere Städte sein. Ist der Bund bereit, diese Aufgabe auf Dauer zu übernehmen?", so der VCD-Sprecher Peter Stary. "Für eine nachhaltige ÖPNV-Finanzierung sollte der Bund die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen schaffen. Dann könnte das Wiener 365€-Ticket kommen oder gleich das Bürgerticket analog zum Studiticket.

Über eines sollten wir uns im Klaren sein, so der VCD: Mit mehr ÖPNV bekommen wir nicht automatisch weniger Autoverkehr. Wenn wir weniger Autoverkehr und bessere Luft wollen, dann müssen wir weniger Autos durch die Stadt fahren lassen und da ist die Vorgabe des Regierungspräsidiums mit 12.500 Autos weniger in der Lederstraße ein richtiger Schritt.

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