Ludwigsburg erstickt am Verkehr: Fußgänger und Radfahrer werden vom Autoverkehr verdrängt, die Schadstoffbelastung ist zu hoch und die Autofahrer sind gestresst. Daher ist der Bau einer Niederflurstraßenbahn als optimale Alternative zum Auto unerlässlich.
Seit vielen Jahren setzt sich das Aktionsbündnis von BUND und VCD für eine Niederflurstadtbahn in Ludwigsburg ein. Nach dem Kreistagbeschluss im Januar 2019 zur Reaktivierung der Markgröninger Bahn und zum Ausbau eines Stadtbahnnetzes von Schwieberdingen bis Pattonville schien alles klar zu sein. Aber noch stand die Zustimmung des Ludwigsburgers Gemeinderat aus – und dort sind die Widerstände groß. Im Juli 2022 gaben die Stadträte ihre Zustimmung unter Vorbehalt: Ja zur Stadtbahn, aber nur, wenn sie nicht durch die Wilhelmstraße fährt!
Was wurde im Gemeinderat beschlossen?
Während die Reaktivierung der Markgröninger Bahn unumstritten ist, wird die Streckenführung durch die Innenstadt abgelehnt. Stattdessen soll die Bahn durch die Leonberger Straße und durch die Hindenburgstraße – und damit 700 m vom Marktplatz entfernt - in Richtung Pattonville fortgeführt werden. Beschlossen wurden zwei Linien:
1. Pattonville – Hindenburgstraße – ZOB – Schillerstraße/Schlachthofstraße mit neuer Unterführung – Markgröningen – Schwieberdingen
2. Ergänzungsstrecke: Oststraße – Schorndorfer Straße – Comburger Kreisel – Ossweil Süd/Fellbacher Straße (grüne Linie)
Die wichtige Verbindung vom Bahnhof in die Innenstadt zum Rathaus und weiter bis nach Schlösslesfeld ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Und auch die Streckenführung in Oßweil wurde verändert. Sie führt nicht mehr durch die Friesenstraße ins Ortszentrum, sondern durch die Wohnviertel am Südrand des Ortes. Mit der Folge: Die wichtigsten und attraktivsten Ziele wie Rathaus, Marktplatz, Blühendes Barock und das Klinikum können mit der Bahn nicht erreicht werden!
Wozu brauchen wir eine Stadtbahn?
Die Straßen in Ludwigsburg sind überlastet und die Belastung der Umwelt durch Lärm, Abgase und Feinstaub ist groß. Hinzu kommt die Überflutung des öffentlichen Raums durch parkende Autos. Der motorisierte Individualverkehr hat seine Grenze erreicht. Er behindert die Besucher und zerstört die Aufenthalts- und Lebensqualität in der Stadt.
Beispiel Blüba: An jedem Wochenende strömen Eltern mit ihren Kindern ins Blühende Barock oder zu den Events auf dem Marktplatz. Schon vormittags sind alle verfügbaren Parkplätze in Stadtnähe belegt. Dann kreuzen Hunderte von PKW durch die Innenstadt und alle Nebenstraßen auf der Suche nach einem Parkplatz. Der Verkehr kommt zeitweise zum Erliegen.
Diese Massen an Besucher kann nur der öffentliche Verkehr bewältigen. Eine Stadtbahn, die elektrisch und leise die Besucher stressfrei zum Eingang des Blühenden Barock bringt, würde für alle die Situation erträglicher machen. Das sehen aber nicht alle Gemeinderäte so: Die bürgerlichen Fraktionen von Freien Wähler und CDU befürchten, dass eine Stadtbahn den Autoverkehr behindert. Der Vorwurf lautet: Mit der Stadtbahn wird eine Politik gegen das Auto gemacht!
Das Aktionsbündnis hat Pläne für eine Stadtbahnlinie erarbeitet und vorgestellt.
Hohe Investitionen in eine Stadtbahn machen nur Sinn, wenn die Bahn die Leute dorthin bringt, wo sie hin wollen. Das Aktionsbündnis hat hierzu konkrete Ausbauvorstellung erarbeitet [1]. Um die Bahn zum ZOB und weiter in Richtung Innenstadt zu führen, wird eine neue Brücke neben der Keplerbrücke vorgeschlagen.
Wenn, wie jetzt beschlossen, die Stadtbahn an der Innenstadt vorbei fährt, profitieren der Handel und die Gastronomie nicht. Die Fahrgäste fahren an der City vorbei und stattdessen werden Autos und Busse wie bisher die Aufenthaltsqualität mindern. Keine guten Aussichten für die Stadt. Dass sich die Händler vor den Einschränkungen beim Bau fürchten, ist verständlich. Dies kann durch geeignete Maßnahmen bis zum Umsatzausfall ausgeglichen werden. Wenn die Bahn erst einmal fährt, gehört der Einzelhandel zu den Hauptgewinnern der Stadtbahn.