Noch einmal schnell während der Autofahrt die WhatsApp-Nachrichten oder Mails checken oder kurz beim Arzt anrufen, dass man sich etwas verspätet. Ablenkung im Straßenverkehr kann lebensgefährlich sein und gehört zu den größten Gefahrenquellen – ganz vorneweg die Nutzung des Handys.
Alleine das Smartphone kurz zu entsperren, dauert rund vier Sekunden. Bei einer Autofahrt durch den Stadtverkehr mit einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometer sind das über 50 Meter Blindfahrt – also Fahren ohne die Aufmerksamkeit auf die Straße zu richten. Jeder zehnte Verkehrstote führt nach einer Studie der Allianz-Versicherung auf einen Unfall durch Ablenkung zurück.
Eine aktuelle Studie des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) zeigt: 92 Prozent aller 2.500 Befragten stufen die Nutzung von Smartphones im Straßenverkehr als gefährlich ein. Trotz dieses Bewusstseins geben 61 Prozent der befragten Autofahrer an, sehr wahrscheinlich oder wahrscheinlich in bestimmten Situationen das Mobiltelefon am Steuer zu nutzen - darunter die meisten, wenn sie in einem Stau (52 Prozent) oder an einer roten Ampel (30 Prozent) stehen. Wichtigster Grund: private Erreichbarkeit (48 Prozent) gefolgt von beruflicher Erreichbarkeit (17 Prozent), oder einfach um auf dem Laufenden zu bleiben (10 Prozent) und aus Langeweile (10 Prozent). 45 Prozent der Befragten der Onlinestudie reagieren im Straßenverkehr auf eingehende WhatsApp-Nachrichten, SMS oder private E-Mails innerhalb kürzester Zeit oder maximal innerhalb einer Stunde.
Mehr als ein Drittel der befragten Handybesitzer gibt an, bereits in eine gefährliche Situation geraten zu sein - davon erlitten sieben Prozent sogar einen Unfall.
Auch andere Situationen wie Schminken, Zigarette anzünden, Essen und Trinken aber auch emotionale Stresssituationen wie Streit im Auto lenken ab und können für sich und für andere lebensgefährlich sein.
Ablenkung im Straßenverkehr betrifft allerdings nicht nur Autofahrer, sondern alle Verkehrsteilnehmer: Auch Radfahrer mit Kopfhörern auf den Ohren nehmen ihre Umwelt nur begrenzt war und können beispielsweise Warnsignale überhören. Auch Fußgänger bringen sich und andere durch das ständige Schauen auf ihr Smartphone in riskante Verkehrssituationen. Das zeigt auch die Studie: Mehr als ein Drittel der Befragten geben an, dass sie als Fußgänger durch die Handy-Nutzung schon einmal in eine gefährliche Situation geraten sind. Auch Fahrrad- oder E-Bike-Fahrer sind bereits durch Handynutzung in schwierige Situationen geraten. 27 Prozent haben dadurch einer anderen Person die Vorfahrt genommen, 22 Prozent sind fast von ihrem Weg abgekommen und weitere 22 Prozent haben zu spät reagiert.
„Nach Jahren des Rückgangs sind wieder Steigerungen der Unfallzahlen zu verzeichnen, die von den Experten auf die Nutzung von Smartphones zurückgeführt werden. Die ständige Erreichbarkeit und damit die Benutzung des Handys bringt erhebliche Gefahren im Straßenverkehr mit sich. Menschen, die sich im Straßenverkehr bewegen haben eine große Verantwortung anderen und sich selbst gegenüber. Der VCD unterstützt den Schutz von Menschenleben auch durch schärfere Sanktionen bei Nutzung der Smartphones im Straßenverkehr“, so Ute Zedler, Vorstand des VCD Baden-Württemberg.
Aufgrund der zunehmenden Gefährdung im Straßenverkehr wurde im September 2017 das Handy-Verbot am Steuer verschärft. Laut aktuellem Bußgeldkatalog werden Vergehen wie folgt bestraft: