Es ist eine fürchterliche Unsitte, die Kinder überall mit dem Auto hinzukarren. Und, liebe Eltern, ihr tut euren Kindern damit überhaupt keinen Gefallen. Natürlich stellt man die lieben Kleinen nicht einfach vor die Tür und sagt: „Jetzt lauft mal schön los“. Dafür ist der Verkehr zu dicht und die daraus resultierenden Gefahren viel zu hoch. Aus Angst vor dem Autoverkehr noch mehr Autoverkehr erzeugen hat allerdings was von Selbstmord zu begehen aus Angst vor dem Tod. Zum Glück gibt es zwischen diesen Extremen ja noch diverse Möglichkeiten.
Wenns um den Kindergarten oder die Grundschule geht, die sind in vielen Fällen nicht soweit weg. Ein kleiner Spaziergang, und schon ist man da. Kann je nach Interesse des Kindes auch mit Roller, Laufrad oder was es sonst mag zurück gelegt werden. Mit zunehmendem Alter spielt das Fahrrad eine immer größere Rolle. Es können sich auch mal mehrere Eltern zusammen tun und einen Laufbus organisieren. Der Phantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Dem bei Kindern noch recht ausgeprägtem Drang, sich zu bewegen, kommt das sehr entgegen. Es macht Sinn, nicht den kürzesten Weg zu wählen, sondern den sichersten und angenehmsten. Einmal einen Nachmittag Zeit nehmen, einen guten Weg ausarbeiten, und auf diesem dann die Kleinen begleiten. Zunächst übernimmt dabei der Erwachsene die Verantwortung, und sagt Stop, Los… Hat das Kind bestimmte Verhaltensweisen verinnerlicht, dann wird zunehmend ihm die Verantwortung übertragen, und der Erwachsene läuft nur noch nebenher. Das wird ihrem Kind guttun. Es wächst mit der Verantwortung und reift daran.
Wichtig ist dabei, das man sich als Erwachsener darüber im klaren ist, was Kinder in Abhängigkeit ihres Alters können und was nicht. Das räumliche Sehen ist mit etwa neun Jahren ausgereift, erst dann können Kinder zum Beispiel sehen, ob verschieden große Autos gleich weit entfernt sind. Weitere drei Jahre dauert es, bis sie Entfernungen und Geschwindigkeit ausreichend genau abschätzen können. Verhaltensweisen wie: „Erst kucken, dann laufen“ und „Augen auf im Verkehr“ (gell, ihr Smartphone-Zombies) müssen in Fleisch und Blut übergehen. Eine Zeitlang haben Kinder die aus Erwachsenensicht absurde Vorstellung: „Ich seh das Auto, also sieht das Auto auch mich“. Was für ein gefährlicher Gedanke, aber die Welt aus Kinderaugen ist nunmal so. Wir als Erwachsene müssen dem durch unser Verhalten Rechnung tragen. Auf diese Art können Kinder Schritt für Schritt eine selbständige Mobilität erlernen, sie wachsen nach und nach in die damit verbundene Verantwortung hinein, und erfahren von klein auf, das vieles auch ohne Auto prima geht. Viele Erwachsene und Kinder leiden unter Bewegungsmangel mit hinlänglich bekannten Folgen. Wenn es selbstverständlich wird, kurze Wege ohne Motor zu bewältigen, dann kann diesen Folgen entgegen gewirkt werden. Auf viele weitere Bereiche kann sich die Mobilität aus eigener Kraft ebenfalls positiv auswirken: Schulnoten, Orientierungssinn, das Immunsystem wird positiv beeinflusst, viele kleine Entdeckungen am Wegrand machen den lästigen Schulweg immer wieder aufs neue zu einem Abenteuer, auf dem es was spannendes zu sehen gibt…
Die VCD Ortsgruppe Ulm trifft sich jeden 1. Dienstag im Monat um 20 Uhr im Café des Ulmer Museums.