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Das Walldorf-Desaster

Erfahrungsbericht eines unbeugsamen ÖPNV-Nutzers

Ich versuche seit Jahren, mich im südwestlichen Rhein-Neckar-Kreis mithilfe öffentlicher Verkehrsmittel fortzubewegen. Mag sein, dass Kenner*innen der ÖPNV-Wirklichkeit im Dreieck Speyer-Walldorf-Schwetzingen mich als Spinner betrachten. Mag sein, dass das auch diejenigen tun, die es schon stört, wenn geringer motorisierte Verkehrsteilnehmer ihrem SUV im Weg herumfahren oder -laufen, und die gar nicht wissen, was ÖPNV überhaupt heißt. Aber ich darf mir fast sicher sein, dass die meisten von denen gerne von den Gefahren des Klimawandels reden und dass sich da jetzt bald mal etwas ändern muss.

Für alle, die das auch finden, habe ich mich kürzlich in den neuen Regiobus 750 zwischen den Bahnhöfen Schwetzingen und Wiesloch-Walldorf gesetzt. Regiobusse sollen nicht vorhandene Schienenverbindungen ersetzen und somit „das Netz ergänzen“. Soll heißen: Schnelle Verbindung von einem Knotenpunkt zum anderen. Schwetzingen und Wiesloch-Walldorf sind solche Knotenpunkte.

Die Regiobuslinien werden mit Steuermitteln gefördert. Man sollte davon ausgehen dürfen, dass das zuständige Ministerium darauf achtet, dass es sich tatsächlich um solche schnellen Verbindungen handelt und nicht etwa um einen erweiterten Stadtverkehr. In Walldorf muss da bei der Prüfung des Linienkonzeptes etwas schiefgelaufen sein. Wie anders wäre es zu erklären, dass in Walldorf, wo der designierte neue Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar zuhause ist, der aus Schwetzingen kommende Regiobus der Linie 750 ganze acht Haltestellen anfährt? Dagegen reichen in Schwetzingen zwei weitere Halte nach dem Bahnhof offensichtlich völlig aus. Dieses Kuriosum führt dazu, dass der Schnellbus von Schwetzingen bis zur Walldorfer Stadtgrenze nur 16 Minuten benötigt, dann aber exakt nochmal 16 Minuten bis zu seinem eigentlichen Ziel, dem Bahnhof Wiesloch-Walldorf.

Es wäre auf jeden Fall sinnvoll, die Haltestellen ohne erkennbare überörtliche Bedeutung (Rennbahnstraße, Nahversorgungszentrum und Walzrute) auszulassen. Die eingesparte Fahrzeit könnte man für einen zusätzlichen Halt auf der B291 am Rande der Oftersheimer Hardtwaldsiedlung nutzen.

Zum Schluss noch ein Wort zum Regiobus 798 Speyer-Walldorf: Der hält viermal in Walldorf aber gar nicht in Reilingen. Offensichtlich ist die Fahrtzeit zu knapp für einen kurzen Abstecher zum Reilinger Rathaus und zurück auf die Umgehungsstraße. Das Versprechen, das man seinerzeit den Reilinger Bürgern gegeben hat, wurde nicht eingelöst. Vielleicht könnte als Ausgleich dafür die Verkehrszeit der Linie 718 erweitert werden. Eine zusätzliche Fahrt morgens vor 9 Uhr direkt ins Industriegebiet Wiesloch/Walldorf und zwei zusätzliche Fahrten abends nach 18 Uhr würden eine attraktive Alternative für viele eröffnen, die bislang noch mit dem Auto zur Arbeit pendeln.

Manfred K. aus S.

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