Baden-Württemberg

Schienenverkehr, Verkehrsverbünde und ÖPNV
Pforzheim/Enz

Vor 25 Jahren: 16. Juni 1996: Aktionstag für die Stadtbahn Bretten – Maulbronn – Mühlacker unter Einbeziehung der Maulbronner Stichstrecke

Vor 25 Jahren, am 16. Juni 1996, dem bundesweiten Aktionstag „Mobil ohne Auto“ organisierten Dieter Zaudtke vom Fahrgastverband Pro Bahn und Matthias Lieb vom ökologischen Verkehrsclub VCD erstmals Stadtbahnfahrten im Stundentakt zwischen Bretten und Mühlacker einerseits und Triebwagenfahrten von Mühlacker nach Maulbronn Stadtbahnhof andererseits.

 

Vor 25 Jahren, am 16. Juni 1996, dem bundesweiten Aktionstag „Mobil ohne Auto“ organisierten Dieter Zaudtke vom Fahrgastverband Pro Bahn und Matthias Lieb vom ökologischen Verkehrsclub VCD erstmals Stadtbahnfahrten im Stundentakt zwischen Bretten und Mühlacker einerseits und Triebwagenfahrten von Mühlacker nach Maulbronn Stadtbahnhof andererseits.

Damit sollte aufgezeigt werden, wie ein zukunftsfähiger Schienenverkehr in der Region aussehen könnte. Die Aktion war ein großer Erfolg. Über 2.000 Fahrgäste waren am 16. Juni zwischen Mühlacker, Maulbronn und Bretten unterwegs.

Eine Verbesserung des damaligen Angebotes war aus Sicht von PRO BAHN und VCD dringend notwendig. Denn nachdem der Personenzugverkehr nach Maulbronn Stadt schon 1973 eingestellt worden war und 1991 auch der letzte Nahverkehrszug zwischen Bretten und Mühlacker abgefahren war, gab es nur noch zweistündlich Eilzüge zwischen Mühlacker und Bretten.

Mit der Bahnreform wurde das Land Baden-Württemberg für den Nahverkehr auf der Schiene zuständig und beauftragte ein Gutachten, welches 1994 für die Strecke Mühlacker – Bretten die Einführung einer Stadtbahnlinie unter Einbeziehung der Stichstrecke nach Maulbronn vorschlug. Allerdings gab es anfänglich nur aus Bretten positive Stimmen zu dieser neuen Stadtbahnlinie, die ab Mühlacker weiter Richtung Pforzheim und Karlsruhe fahren sollte. Aus Maulbronn kamen recht früh ablehnende Stimmen aus dem Rathaus.

Deshalb überlegten die Aktiven von PRO BAHN und VCD, dass der Bevölkerung gezeigt werden müsste, wie ein solches Angebot aussehen würde und organisierten dazu den Aktionstag. Doch für die Finanzierung war die finanzielle Unterstützung durch die Kommunen notwendig.

Der damalige Gemeinderat der Stadt Maulbronn stimmte am 24. April 1996 dem Antrag des VCD Pforzheim/Enzkreis auf einen Zuschuss (max. 3.000 DM) zum Mobil-ohne-Auto-Tag am 16. Juni 1996 zu. Die Stadt Maulbronn war damit die erste Gemeinde entlang der Strecke, die über diesen Zuschuss positiv entschied, Zustimmung kam später auch von Bretten, Knittlingen und Mühlacker - Ötisheim lehnte eine Beteiligung ab. Ohne diese Zuschüsse hätten die Fahrten damals nicht stattfinden können.

Leider hatte die Bundesbahn 1991 mit der Einstellung der Nahverkehrszüge auch teilweise die Bahnsteigkanten der früheren Haltepunkte entfernt. Doch nach einer Ortsbesichtigung stand fest, dass die Stadtbahnen in Ruit in Fahrtrichtung Bretten und in Ölbronn in Fahrtrichtung Mühlacker halten konnten. Auch in Maulbronn-West waren die Bahnsteige gerade noch für einen Stadtbahnwagen ausreichend.  

In Maulbronn bewirtete der Musikverein mit Blasmusik am Stadtbahnhof. Siegfried Strobel informierte mit einer Ausstellung über die Maulbronner Eisenbahngeschichte. In Ölbronn brachten die Bürger das 1991 abmontierte Haltestellenschild wieder mit und warben damit für einen Stadtbahnhalt.

Mit dem Aktionstag wurde die Debatte um die Einführung einer Stadtbahnlinie zwischen Mühlacker und Bretten deutlich beschleunigt.  

Recht zügig wurde anschließend über die Einführung der Stadtbahnlinie entschieden. Die Gemeinden kümmerten sich um die Anlage neuer Haltepunkte in Bretten-Rechberg, Ruit, Knittlingen-Kleinvillars und Ölbronn-Dürrn. In Maulbronn entschied man, den Westbahnhof ausbauen zu wollen. Der VCD warnte vor zu hohen Kosten für den Ausbau des eher unbedeutenden Westbahnhofes und plädierte dafür, besser die Stichstrecke in das Stadtbahnnetz einzubeziehen. Für die Integration der Stichstrecke in das Stadtbahnnetz gab es zwar Vorschläge und Kostenschätzungen, doch ernsthaft wurde dies vom Gemeinderat damals nicht in Erwägung gezogen. 

Vielmehr gab es zunächst nur eine Debatte um die mögliche Stilllegung der Strecke, da die DB AG nach den Sonderfahrten dies beantragt hatte. Zur Verhinderung der Stilllegung organisierte dann der VCD erstmals 1997 den sonntäglichen Ausflugszug Klosterstadt-Express, der inzwischen als Radexpress Kloster Maulbronn unterwegs ist.  

1999 ging die Stadtbahnlinie zwischen Bretten und Mühlacker in Betrieb – 20 Jahre später wurden die Stadtbahnen von neuen Triebwagen abgelöst, die sogar umsteigefrei von Stuttgart bis Maulbronn-West, Bretten und Bruchsal fahren.

Der Aktionstag von PRO BAHN und VCD vor 25 Jahren war somit ein großer Erfolg. Nur die Reaktivierung der Stichstrecke nach Maulbronn ist leider nicht gelungen – es gab dafür in Maulbronn leider nie ein ernsthaftes Engagement. Die Chancen einer Schienenanbindung wurden nie gesehen, vielmehr wurden immer die Kosten und Probleme, die eine Einbindung in das Stadtbahnsystem bedeuten würden, in den Vordergrund gestellt. 

Auch jetzt, 25 Jahre später, wurde die Vergabe einer Machbarkeitsstudie mehrheitlich vom Maulbronner Gemeinderat abgelehnt, da man sich dies nicht vorstellen kann.  

zurück