Baden-Württemberg

Der VCD beobachtet und kommentiert verkehrspolitische Entscheidungen, mischt sich mit eigenen Forderungen und Konzepten in die politische Debatte ein und veranstaltet Aktionen und Kampagnen für ein Umdenken von Staat und Gesellschaft.

Verkehrspolitik
Pforzheim/Enz

VCD: Lebhafte Podiumsdiskussion zur Mobilitätswende: Ein Verkehrsverbund von Stuttgart über Pforzheim bis Karlsruhe?

Rückblick auf die Podiumsdiskussion zur Mobilitätswende am 10. März 2021 mit Kandidat*innen der Landtagswahl aus dem Enzkreis.

Zur Podiumsdiskussion mit den Kandidierenden zur Landtagswahl aus dem Wahlkreis „Enz“ hatten der ökologische Verkehrsclub VCD und die Mobilitätswende-Allianz Baden-Württemberg eingeladen. Teilgenommen haben Stefanie Seemann MdL (Bündnis90/Die Grünen), Prof. Dr. Erik Schweikert MdL (FDP/DVP) sowie für die CDU zunächst Michael Sengle (Zweitkandidat) und im weiteren Verlauf der Veranstaltung Philippe A. Singer. Für die SPD nahm Zweitkandidatin Irmela Freisler und für die Linke Marvin Weiß teil. Moderiert wurde die Veranstaltung von Pfarrer Romeo Edel, Sprecher der Mobilitätswende-Allianz Baden-Württemberg.   

Zunächst informierte VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb über die Herausforderungen des Klimaschutzes im Verkehrsbereich. Die Treibhausgasemissionen des Verkehrs sollten seit 1990 bis 2020 um 25% reduziert werden, tatsächlich seien sie in Baden-Württemberg um rund 12% gestiegen. Ein wesentlicher Grund sei die zunehmende Zahl von Autos auf den Straßen – alleine im Enzkreis ergäben die in den letzten 10 Jahren zusätzlich zugelassenen PKW aneinandergereiht einen Stau von 115 km Länge. Außerdem habe ein Neuwagen inzwischen im Schnitt 165 PS – zum Vergleich hätte der Schienenbus, der bis 1973 auf der Bahnlinie nach Maulbronn gefahren sei, 150 PS bei 54 Sitzplätzen gehabt. Um mit weniger Energieaufwand und weniger Treibhausgasen die Mobilität der Bürger zu ermöglichen, müsse deshalb Verkehr vom Auto auf den ÖPNV und den Radverkehr verlagert werden. Doch für diesen Umstieg müsse der Bus- und Bahnverkehr attraktiver gestaltet werden, gerade am Wochenende und abends. Und es seien mehr und sichere Radwege notwendig. Deshalb engagiere sich die Mobilitätswende-Allianz Baden-Württemberg mit ihrer Forderung nach einer Milliarde Euro zusätzlich für die Finanzierung von mehr Bus und Bahn und mehr Radwegen im Vorfeld der Landtagswahl und informiert darüber in den Wahlkreisen, berichtet Romeo Edel. 

In der nachfolgenden Diskussion stellte Stefanie Seemann das Angebot des Landes zur Förderung von Verbundzusammenschlüssen und Tarifvereinfachungen heraus, was aber bislang vom Verkehrsverbund Pforzheim-Enzkreis (VPE) und dem Enzkreis nicht aufgegriffen worden sei. Aus Sicht von Erik Schweickert müsse man größer denken, ein gemeinsamer Verbund von Stuttgart über Pforzheim bis Karlsruhe könne die „Sandwich-Lage“ des VPE überwinden und würde im Enzkreis Tarifprobleme zwischen West und Ost vermeiden. Michael Sengle verwies auf die Idee zu einer neuen Stadtbahn-Achse durch den Enzkreis, um die Verknüpfung Richtung Stuttgart und Karlsruhe zu verbessern. Philippe A. Singer bemängelte, dass das Verkehrsministerium schon längst die heute bestehende Struktur der Kleinverbünde durch Vorgaben hätte überwinden müssen. Frau Irmela Freisler forderte die Einführung des 365-Euro-Tickets. Auch Marvin Weiß plädierte für günstigere Fahrpreise, besonders für Jugendliche. 

Unterstützung von den Kandidierenden erhielt Matthias Lieb mit seiner Forderung zur Einrichtung eines Fahrgastbeirates beim Enzkreis. Denn das Angebot für die Fahrgäste sollte auch mit den Fahrgästen gestaltet werden. 

Beim Ausbau der Radwege kam vom Publikum der kritische Einwand, dass Ältere schwerlich aufs Rad gezwungen werden könnten. Irmela Freisler betonte, dass sichere Radwege nötig seien. Dann könne man, soweit man fit sei, auch noch in höherem Alter mit dem Rad unterwegs sein. Stefanie Seemann verwies auf die große Zahl von Pedelecs, mit denen das Radfahren erleichtert werde. Außerdem setze sie sich für den Radschnellweg von Pforzheim über Mühlacker nach Vaihingen/Enz ein. Erik Schweikert kritisierte die Vorgabe des Verkehrsministeriums, den Radschnellweg nicht auf der Trasse des touristischen Enztalradwegs zu führen. Aus seiner Sicht sollte der bestehende Enztalradweg verbreitert und ggf. begradigt werden, um auch die Funktion des Radschnellweges erfüllen zu können. Eine Unterbrechung des Enztalradweges durch die A8-Bauarbeiten lehnt er – wie alle anderen Kandidierenden – ab. Philippe A. Singer kritisierte heftig die in Mühlacker-Dürrmenz fehlende Radwegeführung beim Bau der neuen Enzbrücke.  Für Marvin Weiß müssten auch die Radwege im Winter geräumt werden, um mehr Verlässlichkeit für Radfahrende zu bieten.
    

 Die Aufzeichnung der Veranstaltung ist hier abrufbar: 

https://mobilitaetswende-bw.de/vcd-lebhafte-podiumsdiskussion-zur-mobilitaetswende-ein-verkehrsverbund-von-stuttgart-ueber-pforzheim-bis-karlsruhe/

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