Verkehrspolitik
Pforzheim/Enz
Das Aufbringen von Flüsterasphalt soll die Überschreitung der Lärmgrenzwerte auf Pforzheims Hauptstraßen stoppen - dabei ist die einzig nachhaltige Lösung Tempo 30 und eine Verkehrsverlagerung auf den Radverkehr bzw. den ÖPNV, meint der VCD.
Der Kompromiss-Vorschlag der Pforzheimer Baubürgermeisterin Sibylle Schüssler, auf Hauptstraßen den Lärm weiter zu erhöhen, indem dort auf Tempo 30 verzichtet wird und anschließend mit viel finanziellem Aufwand die Straßen mit lärmarmen Belägen zu versehen, um die Lärmgrenzwerte einzuhalten, wird vom ökologischen Verkehrsclub VCD abgelehnt.
„Die Überschreitung der Lärmgrenzwerte in der Stadt resultiert aus zu viel Autoverkehr. Nur durch Geschwindigkeitsbeschränkungen und eine Verkehrsverlagerung auf den Radverkehr bzw. den ÖV können die Lärmgrenzwerte nachhaltig eingehalten werden“, erklärt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb.
Schon der Verkehrsentwicklungsplan, der 2009 beschlossen worden sei, habe diese Verkehrsverlagerung zum Ziel gehabt, doch nach 10 Jahren zeige sich eine krasse Zielverfehlung - statt einer Minderung des PKW-Verkehrs von 58% auf 50% aller Fahrten habe der Autoverkehr sogar auf 61% zugenommen, stellt der VCD mit Blick auf aktuelle Zahlen fest.
„Die Kosten für den Flüsterasphalt auf den Stadtstraßen fehlen dann weiterhin für den Ausbau des Radwegenetzes und die Attraktivierung des Busverkehrs“, beklagt Lieb – damit werde die Dominanz des Autoverkehrs in der Stadt zementiert und die verfehlte Verkehrspolitik der Stadt Pforzheim um einen weiteren Baustein ergänzt.
Betrachtet man noch die überproportionale Fahrpreiserhöhung ab Mitte Dezember im Busverkehr (in sechs Jahren +18% bei der Monatskarte) und die ab März vorgesehenen Fahrplanausdünnungen auf einen 20-Minuten-Takt, während das Parken in Pforzheim mit der Brötchentaste kostenlos bleibt, so wird der Autoverkehr noch weiter ansteigen und damit die Lärmgrenzwerte auch mit Flüsterasphalt nicht einzuhalten sein, prophezeit der VCD.