Baden-Württemberg

Rhein-Neckar

VCD fordert ehrliche Klimabilanz für Heidelberg-Bahnstadt

Der VCD Rhein-Neckar fordert die Stadt Heidelberg auf, eine ehrliche Klimabilanz zur „größten Passivhaussiedlung der Welt“ aufzustellen. Nach Berechnungen des VCD kommt ziemlich genau die Einsparung der Gebäude nun bei den Autoabgasen wieder heraus. „Jeder Bewohner spart gegenüber einem Niedrigenergiehaus durch das Passivhaus 227 Liter Diesel pro Jahr. Dies ist eine sehr beeindruckende technologische Leistung“ stellt Vorstandssprecher Dr. Felix Berschin fest. Umso enttäuschender sei, dass allein die Auspendler der Bahnstadt statistisch einen Verbrauch von 162 Liter pro Jahr und Einwohner durch die tägliche Pendelei verursachten, so Berschin. Hinzu käme der weitere Verbrauch durch den überdurchschnittlichen Autobesitz in der Bahnstadt. So kommen hier auf 1.000 erwachsene Menschen 482 PKW. Dies ist weit mehr als Altstadt (345), Handschuhsheim (419), Kirchheim (421), Weststadt (426), Südstadt (435) oder Boxberg (442) aufweisen.

Nach Zählungen des VCD werden von den Bahnstädtern 47% der Wege per Auto zurückgelegt, dies sind fast die Hälfte mehr als der Heidelberger Durchschnitt mit 29% der Wege Der VCD zieht hieraus den Schluss, dass Autobesitz und auch Autonutzung vor allem Ausdruck der verfügbaren Einkommen ist und das Ökoimage der Bahnstadt die Bewohner überhaupt nicht vom Auto abhält oder sie wenigstens zu Carsharing-Nutzern macht. Bei den Einpendlern sind sogar 2/3 der Wege per Auto, obwohl die Bahnstadt geradezu ideal über den Hauptbahnhof angebunden ist Allerdings hat auch die Stadt Heidelberg selbst zu dieser klimapolitischen Fehlleistung beige­tragen:

1.       Die Wohnungen waren bezugsfertig, sobald  sie über die Tiefgarage erreichbar waren. Wahrlich kein Zeichen, sich zu Fuß und per Rad zu bewegen. Auch heute noch wird im Baustellenmanagement die Infrastruktur für Rad und Fuß sehr stiefmütterlich behandelt, man schaue sich nur den Weg vom Hauptbahnhof zur Bahnstadt an.

2.       Die Bahnstadt verfügt zwar über einen wunderbaren Radweg Richtung Wieblingen/Pfaffengrund und Südstadt/Rohrbach, aber auf den Hauptachsen Richtung Stadt haben die Radfahrer nur Restflächen, landen immer wieder vor Bauabsperrungen und haben indiskutabel kurze Grünzeiten an den Ampeln.

3.       Die Bahnstadt ist der Auspendler-Stadtteil par excellence. Nach Zählungen des VCD fahren allein in der Morgenspitze rund 320 PKW auf die Speyerer Straße, der aller größte Teil zur SAP. Es wurde versäumt, die begehrten Wohnplätze in der Bahnstadt bevorzugt an Einpendler nach Heidelberg zu vergeben.

4.       Die Quartiere weisen viel zu viele Autostellplätze auf. Teilweise sind sogar die PKW-Tiefgaragenstellplätze näher an den Wohnungen als die offiziellen Radabstellanlagen.

5.       Die Straßenbahn kam erst fünf Jahre nach Bezug der ersten Einwohner. Auch zunächst fehlende Infrastruktur wie der Schule förderte das Autofahren.

„Wenn Klimaschutz ernst gemeint ist, dann müssten gerade für die Konversionsstadtteile ganz andere Maßstäbe gelten“, so Berschin. „Man muss nicht gleich das autofreie Freiburger Quartier Vauban mit 170 PKW/1000 Einwohner anstreben, aber moderne Siedlungen wie Freiburg-Weingarten mit 285 oder in Mannheim-Franklin mit angestrebten 250 PKW/1000 Einwohner zeigen, wo die Messlatte für die Umwelthauptstadt liegt. Glatt das Doppelte an PKW ist eine klimapolitische und städtebauliche Kapitulation“.

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