Baden-Württemberg

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Landesverband BW

Stuttgart 21: VCD sieht sich bei Kostensteigerungen bestätigt

Pressemitteilung Nr. 37/17 - Stuttgart, 29.11.2017: Einsparungen am Flughafen und bei S-Bahn-Anschluss realisieren – Fernbahn nach Ulm über Wendlingen anbinden

Der ökologische Verkehrsclub (VCD) Baden-Württemberg sieht sich mit seiner langjährigen Kritik an den unzureichenden Kostenkalkulationen beim Bahnprojekt Stuttgart 21 bestätigt.

Hatte der damalige DB-Vorstand Rüdiger Grube Ende 2009 noch Einsparungen von 800 Millionen Euro aus dem Hut gezaubert und damit den Baubeschluss der Projektpartner erwirkt, lägen jetzt die Kosten mit 7,5 Milliarden Euro um 3,4 Milliarden Euro über der damaligen Basis von 4,1 Milliarden Euro. Der ursprüngliche Kostenrahmen, für den eine Aufteilung zwischen den Projektpartnern DB, Land, Stadt und Region vereinbart worden sei, werde um 3 Milliarden Euro überschritten, stellt der VCD fest.

„Diese Kostensteigerungen wirken sich negativ auf viele andere Bahnbereiche aus, da das Geld ja nur einmal ausgegeben werden kann“, beklagt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb: „Schon heute gibt es einen hohen Instandhaltungsrückstand bei der Eisenbahninfrastruktur, was sich in vielen Weichen-, Signal- und Oberleitungsstörungen und einer unbefriedigenden Pünktlichkeit bemerkbar macht. Die Leidtragenden sind die Fahrgäste“.

„Inzwischen gibt es schon einen Verzug um fünf Jahre gegenüber der bei Baubeginn verkündeten Inbetriebnahme im Jahr 2019“, erklärt Matthias Lieb und fordert: „Um wenigstens einen Nutzen aus der Schnellfahrstrecke nach Ulm zu haben, muss der Fertigstellungstermin für die Strecke nach Ulm von der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 entkoppelt werden“.

Außerdem sei zu prüfen, ob am Flughafen wirklich ein extrem teurer unterirdischer Bahnhof gebaut werden müsse oder ob nicht auch wie in Düsseldorf ein leistungsfähiger Halt direkt an der Fernbahnstrecke errichtet werden könne, so der VCD.

Bei der Anbindung der S-Bahn-Station Mittnachtstraße an den Hauptbahnhof sieht der VCD ebenfalls Einsparungsmöglichkeiten, indem die bestehende S-Bahn-Tunnelrampe weitergenutzt werde anstatt eine neue Tunnelstrecke zu bauen.

Für die Stadt Stuttgart bedeutet diese Verzögerung, die städteplanerischen Aktivitäten zur Neubebauung des Areals nochmals zu überdenken, denn auch Zeitverzögerungen sind nicht auszuschließen. Insbesondere sollte die Stadt prüfen, ob die Durchführung der Internationalen Bauausstellung IBA 2027 auf dem heutigen Bahngelände realistisch bleibt, gibt der VCD-Landesvorsitzende zu bedenken.

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