Baden-Württemberg

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Landesverband BW

VCD begrüßt Reaktivierung von Eisenbahnstrecken

Pressemitteilung Nr. 8/19 - Stuttgart, 01.05.2019

Die vom Land geplante Reaktivierung von Eisenbahnstrecken auf Basis einheitlicher Bewertungskriterien wird vom ökologischen Verkehrsclub VCD, Landesverband Baden-Württemberg begrüßt. „In Baden-Württemberg wurden in der Vergangenheit viele Bahnstrecken stillgelegt, dabei war nicht jede Stilllegung durch zu wenige Fahrgäste begründet, wie die heute schon erfolgreich reaktivierten Nebenbahnen rund um Stuttgart wie die Schönbuch- und Ammertalbahn zeigen“, betont VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb. Aus VCD-Sicht haben noch weitere Strecken ausreichendes Potential für eine Reaktivierung, die Streckenkarte des Landes zeige ja auf, dass früher das Bahnnetz viel engmaschiger gewesen sei.

Mit der Hermann-Hesse-Bahn nach Calw und der Strecke Ludwigsburg-Markgröningen sieht der VCD zwei wichtige Strecken mit hohem Fahrgastpotential in der Region Stuttgart enthalten, für die schon konkrete Maßnahmen zur Reaktivierung im Gange seien. Mit der Bottwartalbahn von Marbach nach Heilbronn und der Zabergäubahn könnten zwei ehemalige Schmalspurbahnen rund 125 Jahre nach ihrer ersten Inbetriebnahme wieder eine Perspektive haben, so der VCD.

„Positiv ist auch die Einbeziehung von zwei Verbindungen Richtung Frankreich, hier gibt es derzeit zwischen Basel und Karlsruhe nur zwei grenzüberschreitende Schienenstrecken“, erklärt Matthias Lieb. Positiv sei, dass auch außerhalb der Ballungsräume Reaktivierungskandidaten aufgelistet seien, so z.B. die Hegau-Ablachbahn als Abkürzungsstrecke von Ulm an den westlichen Bodensee.
Diese Strecke habe aus VCD-Sicht nicht nur für den Personenverkehr, sondern auch für den überregionalen Güterverkehr Potential. Andere Regionen wie der Schwarzwald oder die Ostalb seien leider wenig berücksichtig worden, dort seien die wenigen eingestellten Strecken aber zumeist auch schon abgebaut, so der VCD.

Gerade der Erhalt von aktuell nicht benötigter Infrastruktur sei ein wichtiger Faktor für eine mögliche spätere Reaktivierung, weiß Lieb. Die Politik der letzten Jahre habe sich hier durchaus als erfolgreich erwiesen. Durch die Bestellung von Touristikverkehren an Sommersonntagen konnten Eisenbahnstrecken erhalten werden, die nicht mehr genutzt waren. Fast alle Strecken, auf denen es in den letzten Jahren solche Ausflugsverkehre gegeben habe, seien jetzt auch Reaktivierungskandidaten, so der VCD. Auf der Nebenstrecke nach Maulbronn habe der VCD schon im Jahr 1997 mit der Bestellung des damaligen VCD-Klosterstadt-Express den erfolgreichen Anstoß für die Streckenerhaltung mittels eines Touristikverkehrs gegeben. Die Saison dieser Ausflugszüge beginne gerade jetzt wieder zum 1.
Mai.

Die meisten Reaktivierungskandidaten wurden früher von der Bundesbahn betrieben und das Land ist grundsätzlich für den Schienenpetsonennahverkehr zuständig, stellt Lieb fest. Insofern sei auf den ersten Anblick verwunderlich, dass die Kreise und Gemeinden jetzt für die Reaktivierung zuständig sein sollen, auf den zweiten Blick sei das allerdings durchaus sinnvoll, so Matthias Lieb:
„Die Streckenreaktivierungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass eine lokale Verankerung ganz wichtig für den Erfolg ist, insofern ist das Angebot des Landes, für die ersten 100 Kilometer Streckenreaktivierung auch die Betriebskosten zu übernehmen, eine klare Aufforderung für Regionen mit Reaktivierungsinteresse, sich in die Startlöcher zu begeben, um rasch die Voraussetzungen für eine Reaktivierung zu schaffen.“ Auf jeder Strecke, die bei einem volkswirtschaftlichen Bewertungsverfahren einen positiven Nutzen erwarten lasse, müssten auch wieder Züge fahren, um die Straßen zu entlasten und die Verkehrswende voranzutreiben, so der VCD.

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