Baden-Württemberg

Radverkehr
Pforzheim/Enz

Radverkehr in Pforzheim – endlich Nägel mit Köpfen machen

In Pforzheim ist mehr Radverkehr und ÖPNV seit 2009 beschlossen. Passiert ist bisher gar nichts. Jetzt kommt mit dem Realisierungsprogramm etwas Schwung in die Debatte. Der VCD Pforzheim/Enz fordert, jetzt endlich Nägel mit Köpfen zu machen und den Radwegebau umzusetzen.

Nächste Woche diskutiert der Pforzheimer Gemeinderat über den Radverkehr. Das Realisierungsprogramm zum Radverkehrskonzept steht auf der Tagesordnung. Konkret soll die Westliche Karl-Friedrich-Straße mit beidseitigen Radfahrschutzstreifen versehen werden. Damit entstünde eine Ost-West-Radverkehrsachse, die dringend benötigt wird. Tatsächlich debattiert der Pforzheimer Gemeinderat über dieses eine Radverkehrsprojekt seit 2015, ohne dass man einer Realisierung nähergekommen wäre. Auch jetzt wieder will eine große Fraktion im Pforzheimer Gemeinderat das Projekt stoppen.

Der ökologische Verkehrsclub Deutschland wendet sich entschieden gegen eine weitere Verzögerung. VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb: „Es ist empörend, wie in Pforzheim Verkehrspolitik gemacht wird. Seit 2009 gibt es einen Verkehrsentwicklungsplan mit klaren Zielen, von allen Fraktionen beschlossen. Kernthema war der Ausbau des Radverkehrs und des ÖPNVs. Doch nichts dergleichen erfolgte. Statt Radwegen wurde der Innenstadtring für den Autoverkehr gebaut, bis die Stadt pleite war. Dann erklärte die Stadt, es sei kein Geld mehr für den Radverkehr da und stoppte den Radwegebau“. Erst jetzt komme mit dem Realisierungsprogramm etwas Schwung in die Debatte. Der VCD fordert, jetzt endlich Nägel mit Köpfen zu machen und den Radwegebau umzusetzen.

Denn die Folgen der bisherigen städtischen Verkehrspolitik seien Staus, Lärm, Flächenverbrauch durch parkende Autos und ein geringe Aufenthaltsqualität entlang der Hauptverkehrsstraßen, stellt der VCD fest. Dabei sollte der Verkehrsentwicklungsplan gerade die Aufenthaltsqualität verbessern. Doch die Ziele des Verkehrsentwicklungsplans wurden krass verfehlt, zeigen Auswertungen des VCD: Der Anteil des Umweltverbundes aus zu Fuß gehen, ÖPNV und Radverkehr sollte von 42% im Jahre 2000 auf 50% im Jahr 2020 gesteigert werden, tatsächlich ist der Anteil auf 39% gesunken. Entsprechend fahren noch mehr Menschen mit dem Auto in der Stadt als vor 20 Jahren (61% im Jahr 2017 gegenüber 58% im Jahr 2000, das Ziel für 2020 war 50%). 

Durch die Corona-Pandemie stiegen jetzt immer mehr Menschen aufs Rad um. In Pforzheim spürten sie dabei aber schmerzlich, dass es keine sicheren Radwege gäbe, so der VCD. Deshalb habe der VCD vor 3 Wochen mit seiner Aktion „Pop-up Radweg“ aufgezeigt, wie schnell und sicher Radwege in Pforzheim eingerichtet werden könnten. Dabei wird ein Fahrstreifen einer Straße als Radweg abmarkiert und steht nur noch Radfahrern zur Verfügung. In Berlin und Stuttgart richte die Verwaltung solche Pop-Up Radwege ein, in Pforzheim würden entsprechende Vorschläge von der Stadtverwaltung leider pauschal abgelehnt, beklagt der VCD.

Inzwischen fördere das Land in erheblichem Umfang den Ausbau des Radverkehrs. Auch die Stadt Pforzheim erhalte für den Ausbau der Radachse Zuschüsse in Millionenhöhe, stellt der VCD fest. „Damit die Bürger der Stadt zukünftig öfter das Auto stehen lassen können und aufs Rad umsteigen, bedarf es einer flächendeckenden und sicheren Radinfrastruktur in der Stadt. Mit dem Ausbau der Ost-West-Radachse wäre ein erster Schritt in diese Richtung getan“, erklärt Matthias Lieb.

Weitere Schritte seien die Verlegung des Enztal-Radweges auf die Südseite der Enz. Damit der Konflikt mit den Fußgängern und der Gastronomie im seitherigen Verlauf entschärft. Weiter seien streckenweise Pop-up Radwege entlang von Hauptstraßen einzurichten und sei die Maßnahmenliste des Radverkehrsprogramms zügig umzusetzen, fordert der VCD abschließend.

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