Baden-Württemberg

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140 Jahre Gäubahn - Stuttgarts Eisenbahnverbindung in den Süden: Eine Erfolgsgeschichte mit ungewisser Zukunft

PM 26/19 140 Jahre Gäubahn - Stuttgarts Eisenbahnverbindung in den Süden

Die Gäubahn ist eine langjährige Erfolgsgeschichte mit enormen Nutzen für viele Tausende Fahrgäste. Dennoch wird das Jubiläum nicht großartig gefeiert, denn es gibt andere Pläne für die Zukunft der Gäubahn.

Im September 1879, also vor 140 Jahren, wurde die Eisenbahnstrecke Stuttgart - Eutingen im Gäu in Betrieb genommen. Damit konnte die Verbindung Richtung Schweiz, die zuvor von Stuttgart aus entweder über Plochingen - Tübingen - Horb oder über Zuffenhausen - Calw - Nagold - Horb geführt wurde, über die sog. „Gäubahn“ deutlich abgekürzt werden. Diese Abkürzungsstrecke war so erfolgreich, dass inzwischen die gesamte Eisenbahnstrecke Richtung Süden als Gäubahn bezeichnet wird, obwohl historisch betrachtet nur der Abschnitt Stuttgart - Eutingen (und weiter nach Freudenstadt) so bezeichnet werde, stellt der ökologische Verkehrsclub VCD fest.

„Die Gäubahn bietet seit 140 Jahren eine schnelle und direkte Verbindung von der Landeshauptstadt nicht nur ins Gäu, sondern auch weiter ins obere Neckartal und zum Bodensee, in die Schweiz und nach Italien“, erklärt VCD-Landesvorsitzender  Matthias Lieb. Früher gab es sogar Nachtzüge Berlin/Hamburg - Stuttgart - Rom sowie noch bis vor rund 20 Jahren Züge nach Mailand und Genua.

Tausende Fahrgäste täglich nutzen die Gäubahn, die die Landeshauptstadt Stuttgart direkt mit dem südlichen Landesteil verbindet. Hätten entschlossene Verkehrspolitiker das von der Besatzungsmacht abgebaute zweite Gleis wieder verlegen lassen, könnten es längst noch viel mehr sein.

Denn seit 1996 sei zwar durch den Vertrag von Lugano mit der Schweiz der Streckenausbau mit Fahrzeitverkürzung beschlossen, doch passiert sei bisher - nichts, beklagt der VCD.

Seit dem Wegfall der Neigetechnik-Züge läge die Fahrzeit sogar wieder rund 15 Minuten höher als vor 20 Jahren. „Einzig ein kurzer, knapp 5 Kilometer langer Streckenabschnitt ist baureif, aber der Baubeginn lässt weiter auf sich warten“, stellt Matthias Lieb fest.

Dazu passe auch, dass das Gäubahn-Jubiläum verschwiegen werde, während sonst das Jubiläum von Eisenbahnstrecken im Land üblicherweise intensiv gefeiert werde, so zuletzt am vergangenen Wochenende in Aulendorf, beklagt der VCD.

Das dürfte auch an der Rolle der Stadt Stuttgart und der ungewissen Zukunft der Gäubahn im Stadtgebiet von Stuttgart (der sog. Panoramabahn) liegen, vermutet der VCD. So wolle die Stadt Stuttgart lieber früher als später die Verbindung der Gäubahn zum Hauptbahnhof unterbrechen, um die Eisenbahnflächen der Stadtentwicklung zu opfern, eine Jubiläumsfeier für die Eisenbahn passe dazu nicht in Konzept, so der VCD. Bereits jetzt eingeplant sei die mehrjährige Unterbrechung in Vaihingen während der S21-Bauarbeiten. Die Panoramabahn wäre zunächst zeitweilig stillgelegt, alle Fahrgäste würden in die bereits jetzt überlastete S-Bahn gezwungen, bis irgendwann die Anbindung der Gäubahn über den Flughafen fertiggestellt sei, so der VCD. Experten gingen hier inzwischen von einer Verzögerung und entsprechenden Unterbrechung bis ca. 2030 aus.

Aus VCD-Sicht müsse diese Unterbrechung im Interesse der Fahrgäste unbedingt vermieden werden, es gebe alternative Baumethoden unter Beibehaltung der Gäubahnanbindung.

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