Baden-Württemberg

Der VCD beobachtet und kommentiert verkehrspolitische Entscheidungen, mischt sich mit eigenen Forderungen und Konzepten in die politische Debatte ein und veranstaltet Aktionen und Kampagnen für ein Umdenken von Staat und Gesellschaft.

Infrastruktur, Schienenverkehr, Verkehrspolitik
Pforzheim/Enz

VCD: Bahnsteighöhenkonzept der Landesregierung guter Kompromiss - ab Sommer 2019 Barrierefreiheit an Bahnhöfen in Pforzheim und Mühlacker

VCD-Medieninformation - Mühlacker, 10.04.18: Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) widerspricht der Auffassung der FDP. dass der Enzkreis Verlierer des Bahnsteighöhen-Konzept der Landesregierung sei.

 

Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) widerspricht der Auffassung der FDP. dass der Enzkreis Verlierer des Bahnsteighöhen-Konzept der Landesregierung sei.

Tatsächlich seien kürzlich am Bahnhof Pforzheim die Bahnsteige auf 55cm angehoben worden, in Mühlacker würden die Bahnsteige derzeit auf 55cm angehoben, so der VCD.

"Mit dem neuen Fahrzeug- und Fahrplankonzept ab Sommer 2019 kann dann in Pforzheim und Mühlacker barrierefrei vom Bahnsteig in die neuen Züge sowohl des Fern- als auch des Nahverkehrs eingestiegen werden - absehbar für die nächsten 20 Jahre", erklärt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb.

Das Zielkonzept des Landes, auf das die FDP in ihrer Pressemitteilung Bezug nehme, gelte für die Residenzbahn deshalb erst in ungefähr 20 Jahren, erklärt Matthias Lieb - erst wenn neue Fahrzeuge mit 76cm Fußbodenhöhe eingesetzt würden, mache auch der weitere Umbau auf 76cm Bahnsteige Sinn. Für Niefern bedeute dies aus VCD-Sicht, dass jetzt entweder der Bahnsteig mit 76cm Höhe gebaut werde und dann die Gleise so aufgeschottert werden, damit der Unterschied wieder 55cm betrage, oder der Bahnsteig werde jetzt auf 55cm ausgebaut und in ca. 20 Jahren um weitere 21cm angehoben.

Hätte das Land Fahrzeuge mit 76cm Fußbodenhöhe beschafft und die Bahnsteige in Mühlacker und Pforzheim auf 76cm ausgebaut, könnten diese Regionalzüge in Ötisheim und Illingen nicht mehr halten, da dort die Bahnsteige viel zu niedrig seien. Somit sei es ein nachvollziehbarer Kompromiss, zunächst Fahrzeuge mit 55cm einzusetzen und dafür auch in Mühlacker und Pforzheim die Bahnsteige zunächst auf 55cm auszubauen, erklärt Matthias Lieb abschließend.


Hintergrund:

Während Frankreich, die Schweiz und Österreich eine einheitliche Bahnsteighöhe von 55cm haben, bestehen in Deutschland viele unterschiedliche Bahnsteighöhen:

  • Fernbahnhöfe: 76cm
  • S-Bahn-Netze (u.a. Stuttgart, München, Frankfurt, Berlin, Hamburg): 96cm
  • Regionalbahnhöfe in Baden-Württemberg: 41% der Halte <= 38 cm Höhe
  • Stadtbahn Karlsruhe: 55cm/38 cm


Der barrierefreie Einstieg in Stadtbahn-Fahrzeuge ist mit 55cm Bahnsteighöhe gewährleistet
Fahrzeuge mit Fußbodenhöhe 55cm ermöglichen (ggf. mit Rampen) den barrierefreien Einstieg an Bahnsteighöhen von 38cm, 55cm und 76cm.
Fahrzeuge mit 76cm Fußbodenhöhe (ohne Trittstufe) können an Bahnsteigen mit
Bahnsteighöhe 38cm oder niedriger nicht halten (rund 40 cm Höhenunterschied).

Der Bund fordert aktuell, neue Bahnsteige nur noch mit 76cm Bahnsteighöhe zu errichten, die Länder wehren sich gegen diesen Vorschlag, das Land Baden-Württemberg hat einen Kompromiss-Vorschlag entworfen mit streckenbezogen entweder 55 oder 76cm Höhe. Für die Residenzbahn ist hierfür als Zielkonzept auf dem Abschnitt Karlsruhe - Pforzheim (wegen der Stadtbahn) 55cm Höhe vorgesehen, auf dem Abschnitt Pforzheim - Stuttgart 76cm. In Pforzheim sollen langfristig zwei Bahnsteighöhen (55cm/76cm) je nach Bahnsteiggleis vorgesehen werden, so dass von der Karlsruher Stadtbahn als auch von in ca. 20 Jahren neu zu beschaffenden Fahrzeugen mit 76cm Fußbodenhöhe jeweils barrierefrei ein-/ausgestiegen werden kann.

Ab Sommer 2019 kommen auf der Residenzbahn zunächst neue Fahrzeuge im Regionalverkehr mit 55cm Fußbodenhöhe zum Einsatz, auch die neuen IC2-Fernzüge, die ab 2019 zum Einsatz kommen, sind auf 55cm barrierefrei zugänglich.



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