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So war's beim VCD-Online: Radschnellverbindungen fürs Ländle

Radschnellverbindungen (RSV) können 30% Radverkehranteil bingen, wenn sie sehr nahe an den Alltagszielen der Menschen verlaufen. Damit werden sie sehr relevante Bausteine für ein menschen-, stadt- und klimafreundliches Mobilitätssystem.

 

Das ist aus unserer Sicht die wichtigste Erkenntnis aus der VCD-Online-Veranstaltung vom 3.5.2023.
Lohnt es sich wirklich mit einer Radschnellverbindung durch die Ortszentren und die Ballungszentren durch zu kommen, oder ist eine Radschnellverbindung als quasi “Umgehungsstraße” auch zielführend?

Die Zahlen, Daten, Fakten die uns Paul Fremer mitgebracht hat, belegten eindeutig:
JA, die Trassenführung nah an Wohngebieten, Schulen, Innenstadtzentren und großen Arbeitgebern ist ganz entscheidend für die Verkehrsmittelverlagerung und die Nutzerzahlen!
Denn, wo die Menschen auf ihren Alltagswegen maximal 150 m vom Start zur RSV haben und 150 m von der RSV zum Ziel, würden 30% der Wege mit dem Rad zurückgelegt.

Auch Praxiserfahrungen würden vorliegen und zeigen, daß RSV-Abschnitte abseits der Ziele und Quellen erheblich niedrigere Nutzerzahlen aufweisen. Für die Verkehrswende und das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel erzielt man damit erheblich weniger Wirkung. 
Denn im Alltag kann man tatsächlich nur eine begrenzte Zahl von Menschen dazu bewegen, längere Strecken mit dem Rad zurückzulegen. Nur die akzeptieren aber auch längere “Zubringer”.
Paul Fremers Zählungen zeigen, dass diese RSV-Abschnitte eher für Radtouren am Wochenende aufgesucht werden. Damit könne das vorhandene Potential für die Verkehrswende nicht optimal gehoben werden.

Wirklich hohe Nutzerzahlen locke man mit den Entfernungen um die 3 km, dazu dürfe aber der Umweg zur RSV nur kurz sein.

Oft ist es schwierig, mit den RSV-Standards durch die verdichteten Bereiche zu kommen. Deshalb plädiert Paul Fremer dafür, an Problemstellen auch vom RSV-Standard abzuweichen. Häufig gebe es pragmatische Lösungen, die er für tragfähig hält.

Auch Herr Knecht vom Regierungspräsidium Stuttgart thematisierte dieses Spannungsfeld zwischen Direktheit und Schnelligkeit bzw. geringem Zeitbedarf bei den Trassenplanungen. In hoch verdichteten Bereichen sind die höchsten Nutzerzahlen zu holen. Da komme man eben oft nur über mehrere Kreuzungen durch. So summieren sich die Haltezeiten unweigerlich.
Es gelte immer abzuwägen, ob und wie weit man ausweichen sollte, um immer noch gute Nutzerzahlen im Alltag und damit eine relevante Verkehrsmittelverlagerung aufs Rad zu erzielen.

Herr Knecht erläuterte die Zuständigkeit des Landes bzw. des Regierungspräsidiums für Planung, Bau und Finanzierung von RSV:

Lediglich Kommunen über 30 000 Einwohner sind für ihre Ortsdurchfahrten selbst zuständig. Hohe Förderquoten erleichtern die Finanzierung.
Die Umsetzung gehe dabei grundsätzlich nur in Kooperation mit den Kommunen. Das klappe da, wo die Bereitschaft da, ist sinnvolle Flächen bereit zu stellen und Privilegien auf vorhandenen Verkehrsflächen zielführend zu verschieben. 

Insgesamt wolle man bis 2030 in BW  20 RSV errichten.

Hier sind die Steckbriefe und Präsentationen der beiden Referenten verlinkt:

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