Baden-Württemberg

Bodensee
Nachrichten Bodenseekreis

Straßenbau ist klimaschädlich

BODENSEEKREIS – Im Arbeitsprogramm zum „European Energy Award“ führt der Bodenseekreis den Bau von Umgehungsstraßen als Maßnahmen zum Klimaschutz auf, da sie durch Verkehrsverflüssigung zur Emissionsminderung beitragen sollen. Dieser Sichtweise tritt der Verkehrsclub Deutschland entschieden entgegen und verweist dazu auf den Sachverständigenrat für Umweltfragen. Neue Straßen sind klimaschädlich, da sie zusätzlichen Kfz-Verkehr erzeugen und auch viel Geld kosten, das dringend für den Ausbau von Bahn- und Fahrradverkehr benötigt wird.

„Zunächst erscheint es logisch: Wenn man Stop-and-Go-Verkehr im Ort vemeidet und stattdessen gleichmäßiger außenherum fährt, wird weniger Kraftstoff verbraucht, um von der einen Seite des Orts auf die andere zu kommen,“ erklärt Frieder Staerke, Sprecher des VCD im Bodenseekreis. „Doch die eingesparte Fahrzeit wird nicht wirklich eingespart, sondern führt dazu, dass die Leute entsprechend längere Strecken fahren.“  Der Sachverständigenrat für Umweltfragen dokumentiert dies in seinem Gutachten zum Klimaschutz im Verkehrssektor. Darin heißt es: „Menschen in verschiedenen Ländern und Kulturen sind über Jahrzehnte hinweg durchschnittlich täglich die gleiche Zeit unterwegs. Dieses konstante Reisezeitbudget gilt als eine der stabilsten Mobilitätskenngrößen“(1). Durch eine schnelle neue Umfahrungsstraße werden in der gleichen Fahrzeit neue Ziele in größerer Entferung erreichbar und auch angesteuert – zum Einkaufen, zum Arbeiten oder in der Freizeit.  Entscheidend ist also nicht der Verbrauch pro Kilometer sondern pro Minute – und dieser ist bei 100 km/h auf einer Umgehungsstraße sehr viel höher als bei Stop-and-Go im Ort.

Straßenbau hat zusätzlich noch weitere klimaschädliche Effekte: Der Kfz-Verkehr wird schneller und somit attraktiver im Vergleich zu Bahn und Fahrrad. Deshalb steigen Menschen von diesen energiesparenden Verkehrsmitteln auf das Auto um. Und die vielen Millionen Euro für den Bau neuer Straßen stehen nicht für den umfassenden Ausbau des Schienen- und Radwegenetzes zur Verfügung, der zum Erreichen der Klimaziele im Verkehr dringend notwendig ist.

 

(1) Das Zitat stammt aus dem Gutachten „Umsteuerung erforderlich, Klimaschutz im Verkehrssektor” des Sachverständigenrats für Umweltfragen von 2017 (S. 65 der Langfassung).

Download unter:
https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/02_Sondergutachten/2016_2020/2017_11_SG_Klimaschutz_im_Verkehrssektor.html

zurück