Baden-Württemberg

Wieviele wirklich zum Hauptbahnhof möchten

Wieviele wirklich zum Hauptbahnhof möchten

Auch im Nahverkehr wichtig – ingesamt für die Hälfte der Reisenden

Als Rechtfertigung für Stuttgart-Vaihingen als Endpunkt der Gäubahn nach der Kappung führt die Deutsche Bahn an, dass nur 18 % der Gäubahnfahrgäste am Hauptbahnhof Stuttgart Fernreisende seien. Der Rest von 82 % zu Zielen in der Region Stuttgart und Stuttgart selbst sei über Vaihingen gut angebunden. Dies basiert auf einer Studie des Verkehrswissenschaftlichen Instituts (VWI) der Universiät Stuttgart aus dem Jahr 2020.

Wenn man die Anteile der Fahrgäste und die Verkehrsbeziehungen genauer betrachtet – Details siehe unten, stellt man fest, dass viele Stadtteile in Stuttgart besser über die Stadtbahn am Hauptbahnhof erschlossen sind. Nach Neuwirtshaus, Korntal und Weilimdorf muss man innerhalb der S-Bahn umsteigen. In die Region Stuttgart führen von Vaihingen vier S-Bahn-Linien, am Hauptbahnhof sind es zwei mehr. Vom Hauptbahnhof erreicht man zudem einige Städte der Region schneller mit dem Regionalverkehr per MEX oder RE.
Mit den Zusatzanteilen aus diesen Zielbereichen profitieren bis zu 50 % der Gäubahn-Reisenden von der direkten Anbindung des Hauptbahnhofs.

Es ist also grob irreführend, nur die Fernreisenden aus der wissenschaftlichen Studie zu nennen.

Verpasste Potentiale und Abwanderung zur Autobahn

Die Zahl der Fahrgäste einer verkürzten Gäubahn nach/über Stuttgart bleibt laut der VWI-Studie ungefähr unverändert, wenn auch mit anderer Verteilung über die verbleibenden Halte Böblingen und Stuttgart-Vaihingen. Doch der für viele erforderliche zusätzliche Umstieg senkt erfahrungsgemäß den Komfort derart, dass es zu Abwanderungen zum PKW auf der A 81 kommt. Deren Höhe, d. h. aus Bahnperspektive das Steigerungspotential durch das gesteigerte Zugangebot, geht aus der Studie nicht hervor. Aus dem Fernverkehr weiß man, dass Verbindungen mit weniger Umstiegen selbst bei längerer Fahrzeit bevorzugt werden. Auch könnten viele frühere Fahrgäste schon durch die in den letzten Jahren langen Bausperrphasen mit Schienenersatzverkehr unwiderruflich verloren sein.

In Stuttgart-Vaihingen führt der Weg von den Gleisen 4/5 entweder über eine einzige schmale Treppe oder einen nur wenige Personen befördernden Aufzug – mit großem Gepäck, Kinderwagen oder Rollstuhl eher zeitraubend. Trotz dichtem S-Bahn-Takt kann es zu Störungen und vor allem in den Hauptverkehrszeiten zu Fahrzeitverlängerungen kommen, auf der jetzigen Panoramastrecke dagegen seltener. So sind für den zusätzlichem Umstieg Zeitreserven einzuplanen – bei verbindlichem Termin am Ziel ggf. für den einem verpassten Anschluss nachfolgenden Zug.

Im Auto statt Gäubahn wird die Umwelt in jedem Fall stärker belastet als in der Bahn. Im meist nicht erreichten Idealfall per Auto mit Elektroantrieb und Ökostrom-Ladung mag der CO2-Ausstoß überschaubar sein, dennoch verbraucht ein Kfz deutlich mehr Energie als ein Sitzplatz im Zug. Dazu kommt, das es beim zwar kleineren Anteil an Fernreisenden um durchschnittlich weit längere Strecken als nur auf der Gäubahn geht.

Details zu dem Reisenden-Anteilen

Die VWI-Studie „Auswirkungen des S21-Interimszustands zwischen der Unterbrechung der Panoramabahn und der Inbetriebnahme von von PFA 1.3b auf das ÖPNV-Netz“, präsentiert am 22. Juli 2020 im Ausschuss Stuttgart 21/Rosenstein der Stadt Stuttgart, listet im Vergleichsfall – sprich: S21 in Betrieb jedoch mit Halt weiter am Hauptbahnhof statt Stuttgart-Vaihingen – die täglichen Fahrgäste im Abschnitt bis zum Hauptbahnhof unterteilt nach Zielgebieten:

4900 gesamt

  • davon 900 (18 %) Fern-Ziele
  • davon 1500 (31 %) Regio-Ziele
  • davon 2500 (51 %) Ziele in Stuttgart

Betrachtung Fern-Ziele
Bei Fernreisen geht es je Reise um mehr Personen-Kilometer als bei Nahverkehrsreisen, d. h. das ökologische Gewicht von Abkehr von der Bahn zum PKW zusätzlichem Umstieg ist größer.

Betrachtung Regio-Ziele
In Stuttgart-Vaihingen sind Richtung Norden dann 4 von 6 S-Bahnlinien der Stammstrecke angebunden (Verlängerung der S5 nach Böblingen). Für Fahrgäste der restlichen Linien sowie der per Regionalverkehr schneller angebundenen Mittelzentren bedeutet das einen zusätzlichen Umstieg und im Mittel zeitlichen Mehrbedarf.

Betrachtung Ziele in Stuttgart
Nur die Einzugsbereiche der S-Bahn-Stationen im Stadtgebiet mit Ausnahme von Weilimdorf, Korntal und Neuwirtshaus sind über Stuttgart-Vaihingen direkt erschlossen. Große Teile des Stadtgebiets, z. T. auch im Süden wie Sillenbuch, erreicht man am besten per Stadtbahn mit dem Hauptbahnhof als Knoten.

Überschlägig profitieren weitere 30 % von einer Bedienung des Hauptbahnhofs von der Gäubahn, zusammen also etwa die Hälfte aller Fahrgäste.

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