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Weitere Zeitverluste durch Tauziehen um Streckenverlauf für Radschellweg RS4

2018 kündigte das Land an, einen Radschnellweg zwischen Esslingen und Reichenbach (RS4) zu errichten.

Vier Jahre später ist das Tauziehen um den Streckenverlauf noch immer in vollem Gange.

Alle Potentialanalysen bescheinigen dem Korridor entlang des Neckars mindestens 6000 Radfahrende und damit einen wichtigen Beitrag zu lokalem Klimaschutz im Verkehr und zur Entlastung der Menschen von Abgasen und Lärm.

Aber wo soll genau die Strecke für den RS4 entlang führen?

Die erste Machbarkeitsstudie identifiziert die Route am Neckarnordufer. Quasi ein Ausbau des alten Neckartalradwegs. Dieser ist hinter dem Esslinger Hauptbahnhof seit 2017 gesperrt. Die “Umleitung” durch die Innenstadt ist umwegig, unsicher und zeitraubend. So gewinnt die Tallängsachse in diesem Bereich aktuell sehr wenig Menschen fürs Radfahren.

Im Esslingner Rathaus will man zwar ganz grundsätzlich den Radschnellweg, tut sich aber sowohl mit einem RS4 auf dem Bahndamm hinter dem Bahnhof schwer und war bisher auch nicht bereit auf der Kurt-Schuhmacher Straße und auf der Zeppelinstraße vorhandenen Parkraum für den Radschnellweg oder fur einen Radweg umzuwidmen.

Bisher erhoffte sich die Stadt Esslingen, mit einem Neubau des Alicenstegs für Fußverkehr und RS4, die Finanzierung vom Land. Aber wie sich herausstellte, müsste die Stadt Esslingen die Fußverkehrsführung selbst bezahlen.

Unverständlicherweise hat die Stadt zudem 2019 den westlichen Teil der Zeppelinstraße an die Spedition Weiß verkauft. Dieser Bereich fehlt jetzt schmerzlich für eine getrennte Radführung.
Am Entennest findet man zwischen Naturschutzgebiet und dem Betriebsgelände der Fa. Scherrible keine eigene Radführung.

So wird aktuell, sowohl vom Regierungspräsidium wie auch von der Stadtverwaltung, eine Route südlich der B10 favorisiert. Entlang der Weilstraße, über die Plienauvorstadt und direkt an der B10 entlang. Vor dem Körschtal dann über den Neckar.

Nicht ausgeschlossen wird im gemeinsamen Variantenbericht aber auch die Parkstraße oder die Stuttgarter Straße.

Diese RS4-Südroute wäre für die meisten Esslinger Bewohner*inne wenig einladend, da umwegig und unsicher erreichbar. Denn die überwiegende Zahl der Esslinger*innen wohnen weit weg, nördlich von B10 und Neckar.
Besonders schlecht ist die Situation zwischen Adenauerbrücke und dem Bahnhof Zell. Auf diesen 3,5km kommt man nirgends ohne Treppen durch die Bahnunterführungen.

Deshalb plädieren wir dafür ggf. zusätzlich die Innenstadtroute und eine Radroute am Neckarnordufer sicher und attraktiv auszubauen. Damit auch in Esslingen das Nutzerpotential gehoben wird und sich die erforderliche Verkehrsmittelverlagerung vom Auto aufs Rad überhaupt entwickelt.

Die aktuell gemeinsame Führung der Spaziergänger*innen und des Radverkehrs auf dem zu schmalen Neckaruferweg wird den heutigen Anforderungen in keiner Weise gerecht. Denn diese beiden Fortbewegungsarten, die wir vermehrt brauchen und fördern wollen, sind hier auf viel zu engem Raum zusammengepfercht. Gleichzeitig ist die Neckarnordufer-Route aber die direkteste, sicherste und angenehmste Radroute. Ihr kommt damit auch in Zukunft eine wichtige Funktion zu. Deshalb braucht es hier eine vom Fußweg getrennte Radführung. Ganz unabhängig davon ob aus “normaler” Radweg oder als Radschnellweg.

Wo genau der RS4 durch die Pliensauvorstadt und Weil ggf. verlaufen soll, liegt in der Entscheidung der Stadt Esslingen, denn die Ortsdurchfahrten sind in der Bauträgerschaft der Anrainerkommunen über 30 000 Einwohner. Außenorts plant, baut und bezahlt das Land.

Am 6.2.23 (16 Uhr) soll jetzt das Regierungspräsidium im Esslinger Mobilitätsausschuss den jüngsten Variantenvergleich vorstellen und dem Gemienderät*innen Frage und Antwort stehen.
Die Sitzung ist öffentlich im alten Rathaus.
Wir empfehlen der Stadt Essligen die Sitzung aufzuzeichnen und auf ihrer Webseite zu stellen, damit sich alle Interessierten aus erster Hand informieren können.

Wir appellieren an die Verantwortlichen jetzt zielorientiert zusammen zu wirken um den gesamten Talkorridor mit Südroute, Neckernordroute und Innenstadtroute so zu erschließen, dass Radfahren für alle sicher und einladend wird und der Fußverkehr entlastet wird.

Bitte nehmen Sie JETZT Ihre Verantwortung wahr, damit die Umsetzung nicht noch weitere 4 Jahre oder gar länger dauert.
 

Hier geht es zur Beschlussvorlage und den Sitzungsunterlagen für die Ausschusssitzung am 6.2.23 und mit dem aktuellen Bericht zum Variantenvergleich:

https://ris.esslingen.de/vorgang/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZVOo8iMfVlYBRKkG4PnYfk4

So hat die Vorzugsvariante mal 2020 ausgesehen:

https://rp.baden-wuerttemberg.de/rps/seiten/aktuellemeldung/radschnellweg-zwischen-esslingen-und-reichenbach-rs4-vorzugsvariante-ist-nun-erarbeitet-verkehrsminister-winfried-hermann-die-vorzugstrasse-bietet-allen-radpendlerinnen-und-pendlern-eine-schnelle-und-sichere-fahrt-durch-das-neckartal-regierungspraesident-wolfgang-reimer-der-radschnellweg-wird-einen-wichtigen-beitrag-fuer-die-reduzierung-der-verkehrsbelastung-im-neckartal-leisten/

so dann 2021:

https://www.aktivmobil-bw.de/aktuelles/news/vorzugsvariante-fuer-radschnellweg-zwischen-esslingen-und-reichenbach-rs4-erarbeitet/vom/8/1/2021/

Anfang 2018 ging es mal sehr hoffnungsvoll los:
https://vm.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/radschnellverbindung-im-neckartal/

Diese Musterlösungen und Führungsformen gibt es für Radschellverbindungen:
https://www.aktivmobil-bw.de/radverkehr/radschnellverbindungen/qualitaetsstandards-und-musterloesungen/

Der Landkreis Ludwigsburg hat eine sehr umfassende Infosammlung zum Thema Radschnellwege:
https://www.landkreis-ludwigsburg.de/de/verkehr-sicherheit-ordnung/radverkehr/radschnellwege/

Link zu eine Video eines Rad(schnell)wegs im Stadtpark von Utrecht
Dort sieh man, dass selbst ein sehr stark befahrener Rad(schnell)weg gefahrlos überquert werden kann.
Unfälle zwischen Rad- und Fußverkehr machen nur einen ganz geringer Anteil des Unfallgeschehens aus. Der ganz überwiegende Teil passiert im Zusammenhang mit dem Kfz-Verkehr. Laut Unfallatlas waren Fußgänger*innen z.B. 2020 gerade mal in 6,6 % der Fahrradunfälle verwickelt. Gerade um diese  Anzahl noch weiter zu verringern und beide Verkehrsarten ohne gegenseitige Störung zu fördern, sind getrennte Wegeführugen so wichtig.

 

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