Heidenheim
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Lob und Tadel für die Verkehrssituation in der Innenstadt beim Weihnachtsrundgang des VCD Heidenheim e. V.
„Trotz schlechten Wetters und vielen anderen vorweihnachtlichen Terminen konnten wir einige verkehrspolitisch Interessierte begrüßen!“, freuten sich Sebastian Hyneck, Kreisvorsitzender, und Günter Staffa, stellvertretender Vorsitzender des VCDs. Unter Führung einer Alltagsradlerin absolvierte die Gruppe eine Runde in der Innenstadt, um neuralgische Punkte der aktuellen Verkehrsführung aus ihrer persönlichen Sicht zu begutachten, zu loben und Verbesserungen zu diskutieren und vorzuschlagen. „Als ökologischer Verkehrsclub ist uns ein gutes Miteinander aller Verkehrsteilnehmer wichtig“, sagt Hyneck. „Daher möchten wir die Gelegenheit nutzen, von unseren Ergebnissen zu berichten.“
Das Lob der Gruppe fand der Radfahrstreifen in der Plouquetstraße. „Um allen Radfahrern ein gutes Anfahren an der roten Ampel zu ermöglichen, wäre eine vorgezogene Aufstellfläche an der Brenzstraße wünschenswert“, schlägt Staffa als Möglichkeit zur weiteren Verbesserung vor.
Bei der Doppelampel an der Stadtwaage wurden die langen Wartezeiten bemängelt, und dass man bei der jeweils zweiten Querung erneut grün anfordern und warten müsse. „Ich setze mich ja nicht hier in der Mitte hin und mache Picknick, sondern will nach der ersten Querung immer auch die zweite Querung benutzen“, beschreibt eine Teilnehmerin plastisch das Alltagsverhalten der Fußgänger und Radfahrer auf dieser besonders stark frequentierten Strecke.
Ebenfalls fußgängerunfreundlich sei die Überquerung der Wilhelmstraße an der Einmündung Bergstraße, denn dort müsse der Fußgänger ebenfalls zweimal drücken und warten: Zunächst für die Rechtsabbiegerspur, dann erneut zum Überqueren der doppelten Fahrspur. „Auch hier wünschen wir uns eine Grünanforderung mit einem Tastendruck, und dann gleichzeitiges Grünschalten beider Querungen“, waren sich die Teilnehmer einig.
An der Ecke Marienstraße/Brenzstraße fiel auf, dass für Radfahrer in südlicher Richtung an der Ampel eine Induktionsschleife fehlt. Hier können Radfahrer nur grün erhalten, wenn entweder Autos die Induktionsschleife auslösen oder Fußgänger grün angefordert haben. Zur Verbesserung der Leichtigkeit des Radverkehrs ist hier eine Induktionsschleife nötig.
An der grünen Achse zwischen Eugen-Gaus-Realschule und ZOH sowie im weiteren Verlauf zwischen ZOH und Stadtbibliothek, die von vielen Fußgängern und vor allem vielen Schülern auch vom Bahnhof her genutzt wird, fehlen die Querungshilfen über die jeweils mehrspurige Bundesstraße. „Gerade wenn man es eilig hat, um noch den Bus zu erreichen, ist der Umweg über die jeweils knapp 100 Meter entfernte nächste Fußgängerampel keine Option,“ erläuterte der VCD. Zudem sollte die Fahrt durch die ZOH für Fahrradfahrer freigegeben werden. Diese Möglichkeit ist in der Straßenverkehrsordnung vorgesehen.
Die für den Neubau der Eisenbahnbrücke geplante Sperrung der Piltz'schen Unterführung für ein ganzes Jahr 2026 stieß auf einhellige Ablehnung. Der VCD verweist auf seine entsprechende Stellungnahme vom 4.11.22, die auf der Webseite des VCD Heidenheim zu finden ist.
An der nahegelegenen Penny-Kreuzung Seestraße/Kanalstraße sei die Grünphase in Ost-West-Richtung zu kurz und falle zudem mit der Grünphase für linksabbiegende Autofahrer aus der Seestraße zusammen. „Hier erhoffen wir uns eine Verbesserung mit getrennten und ausreichend langen Ampelphasen für die Fußgänger. Dies könnte problemlos im Rahmen der sowieso anstehenden und bereits geplanten Neuprogrammierung der Ampel für den Autoverkehr aus dem Schlachthof Areal geschehen“, meint Staffa.
Ein Lob gab es für die Fahrradabstellanlagen am Bahnhof. Sowohl die frei zugänglichen Fahrradständer mit Überdachung und Beleuchtung entlang dem Gleis 1 als auch das Fahrradparkhaus auf dem Bahnhofsvorplatz wurden in Augenschein genommen und grundsätzlich für gut befunden. „Eine gravierende Verbesserung wäre ganz leicht möglich, wenn die Beleuchtung der Abstellanlagen auf Gleis 1 instand gesetzt würde. Zudem ist für die spontane Nutzung des Parkhauses die Benutzerführung zu kompliziert und vor allem zu zeitaufwendig. Hier kann der Betreiber hoffentlich nachsteuern,“ wünscht sich der VCD.
Der Versuch der Stadtverwaltung, mittels Querungshilfen für Fußgänger deren Sicherheit auf dem Bahnhofsplatz zu erhöhen, findet Anerkennung. „Jüngst gab es im Gemeinderat die Anregung, mittels Zebrastreifen die Sicherheit für Fußgänger zu verbessern. Die Verwaltung sollte Ihr Wissen nutzen, um solche Verbesserungen zu ermöglichen", findet der VCD.
Der Radfahrstreifen zwischen Bahnhofsplatz und Olgastraße biete zu wenig Schutz für Fahrradfahrer. Aufgrund der durch die Parkplätze verengten Fahrbahn fahren viele Autos und alle Busse auf dem Radfahrstreifen und gefährden Radfahrende zudem wird er auf Höhe der Post oft als Parkfläche missbraucht. Schließlich werden geradeaus fahrende Radfahrer durch nach Westen rechtsabbiegende Autos bedrängt und gefährdet.
Hier wünscht sich der VCD Verbesserungen, etwa durch Wegfall der Dauerparkplätze auf der linken Fahrbahnseite und bessere Kontrollen des Verkehrs und der Falschparker.
Als letzte Station wurde die Situation für Fahrradfahrer auf der Clichystraße zwischen Bergstraße und Schnaitheimer Straße betrachtet. Hier gibt es drei Spuren für Autofahrer, für Fahrradfahrer und Fußgänger entsteht an der Abzweigung zur Schnaitheimer Straße durch ein vorstehendes Gebäude hingegen eine extreme Engstelle, die sehr stark frequentiert ist. „Man wird an den Rand gequetscht, es gibt keine Möglichkeit zu zweit aneinander vorbeizukommen, ohne sich gegenseitig zu behindern oder gar zu gefährden. Zudem ist dieser Bereich oftmals durch Falschparker und Mülltonnen noch weiter eingeengt. Hier wünschen wir uns im Zuge der anstehenden Umbauten eine deutliche Verbesserung zugunsten der schwächsten Verkehrsteilnehmer, also der Fußgänger und Radfahrer," erklärt Staffa vom VCD.
Es war sehr interessant zu sehen, dass sich bei den Problemstellen alle Anwesenden weitestgehend einig waren und die gleichen Schwierigkeiten haben, obwohl die Runde eigentlich aus einer ganz persönlichen Sicht vorgestellt wurde. Trotz aller Beteuerungen der Fahrradfreundlichkeit Heidenheims liegt die Priorität immer noch viel zu sehr beim Autoverkehr resümiert der VCD.
Die an manchen Stellen guten bis sehr guten Lösungen, teilweise auch entstanden unter Mitwirkung des VCD, machen aber Hoffnung. Das nimmt der Verein zum Anlass auch für das kommende Jahr wieder Verbesserungen im Verkehrsgeschehen vorzuschlagen, zu Veranstaltungen einzuladen, die Kinderrundfahrt kidical mass zu organisieren und seinen Lastenradverleih fortzuführen.
Nach einer guten Stunde endete der Rundgang mit einem gemütlichen Ausklang beim Abendessen.