Pressemitteilung,
Verkehrsverbünde und ÖPNV
Ludwigsburg
Pressemitteilung Nr. 01/08 Ludwigsburg, 6. Februar 2008 | Umfangreiche Stellungnahme des VCD mit Verbesserungsvorschlägen
Der Nahverkehrsplan ist das gesetzliche Instrument zur Sicherung und Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs. Alle fünf Jahre ist eine Überprüfung vorzunehmen, die derzeit im Landkreis Ludwigsburg erfolgt. Am 25.04.2008 soll der Kreistag über den neuen Nahverkehrsplan für den gesamten Landkreis Ludwigsburg abstimmen.
In einer umfrangreichen Stellungnahme weist der Umwelt- und Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland, Kreisverband Ludwigsburg e.V. (VCD) auf Defizite und Ungereimtheiten im vorliegenden Entwurf hin: „Der Nahverkehrsplan betrachtet nur den Schüler- und Berufsverkehr und blendet den Freizeitverkehr völlig aus“, konstatiert VCD-Kreisvorsitzender Andreas Stier. „Dabei werden in Baden-Württemberg im Freizeitverkehr heute schon mehr Fahrten als im Berufsverkehr zurückgelegt“, verweist VCDLandesvorsitzender Matthias Lieb auf aktuelle Untersuchungen des Statistischen Landesamtes: „Deshalb ist es erforderlich, auch außerhalb des Berufsverkehrs einen attraktiven, einprägsamen Taktfahrplan im Busverkehr des Lankreises zu bieten“. Der VCD verweist hier auf den benachbarten Enzkreis und vergleicht die Zielvorgaben der beiden Nahverkehrspläne: „Im Enzkreis werden auf allen wichtigen Buslinien als Mindestbedienungsstandard ein täglicher Stundentakt montags bis freitags bis 20 Uhr sowie samstags am Vormittag festgelegt. Am Samstag Nachmittag sowie am Sonntag gilt ein 2- Stunden-Takt. Im viel dichter besiedelten Kreis Ludwisburg, der sich den ÖPNV ein Vielfaches der Enzkreis-Aufwendungen kosten lässt, sollen jedoch die Mindest-Bedienungsstandards deutlich schlechter sein. So sollen 6 Fahrten (ohne Takt) pro Richtung für Orte mit weniger als 8.000 Einwohnern am Samstag und Sonntag genügen. „Mit solchen unbrauchbaren Mindeststandards kann man keine neuen Fahrgäste für den ÖPNV gewinnen“, beklagt Andreas Stier und fordert eine Ausrichtung an den Enzkreis-Vorgaben, „Denn dort wurden mit besseren Wochenendangeboten auch deutlich mehr Fahrgäste in die Busse gelockt“.
Unzufrieden ist der VCD auch mit der Kooperation mit den Nachbarkreisen. So werden die kreisüberschreitenden Buslinien im Entwurf so gut wie überhaupt nicht behandelt – gleichzeitig gibt es auf vielen kreisüberschreitenden Straßen gar keine Busverbindung, z.B. Eberdingen-Weissach, Nußdorf/Vaihingen - Wiernsheim, Häfnerhaslach – Sternenfels. „Um attraktive Ausflugsziele zu erreichen, wird der Kreis häufig verlassen, deshalb sind hier neben der Schaffung von guten Angeboten für den Freizeitverkehr auf allen Linien auch deutliche Verbesserungen der Übergänge zu den Nachbarkreisen und deren Tarif-Verbünden im Westen, Norden und Osten sehr wichtig“ so Andreas Stier.
Zudem sei es notwendig, die Potentiale noch bestehender (Vaihingen- Enzweihingen) oder zukünftiger (Markgröningen-Ludwigsburg-Remseck) leistungsfähig ausbaubarer Schienenstrecken rasch und qualifiziert zu untersuchen. Auffällig ist hier der sehr niedrige ÖPNV-Anteil von Vaihingen/Enz Richtung Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen. Offensichtlich wird der Bahnhof Vaihingen/Enz zwar Richtung Stuttgart rege genutzt, aber für die Ziele innerhalb des Landkreises scheint der Umstieg vom Bus auf den Zug am Bahnhof Vaihingen/Enz nur für wenige Nutzer attraktiv zu sein. Deshalb sind Überlegungen, mittels einer S-Bahn umsteigefrei von Enzweihingen über Vaihingen bis Bietigheim-Bissingen oder sogar Ludwigsburg zu gelangen, auf Basis der Verkehrsdaten des Nahverkehrsplans naheliegend, um den ÖV-Anteil von Vaihingen/Enz bei Fahrten Richtung Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen auf das Landkreisniveau anzuheben.
„Wir müssen alle Möglichkeiten Nutzen, um den Modal-Split im Landkreis zugunsten des ÖPNV und damit zugunsten unserer Lebensqualität im Landkreis Ludwigsburg auch und gerade im Freizeitverkehr erheblich zu steigern. Die Debatte um den Feinstaub und die Einrichtung der Umweltzonen, aber auch die steigenden Benzinpreise zeigen uns deutlich, dass die Entwicklung hin zu einem weiteren Ausbau des ÖPNV gehen muss“ so Andreas Stier abschließend.