Baden-Württemberg

Schienenverkehr, Verkehrspolitik
Main-Tauber

Pressemitteilung zur Mehrbestellung im Regionalbahnverkehr auf der Frankenbahn

Baden-Württemberg wird ab Ende 2019 (zum Beginn des Fahrplanjahres 2020) unter erheblicher Kostenbeteiligung der Landkreise Main-Tauber und Neckar-Odenwald endlich ein Regionalbahnangebot zwischen Lauda und Osterburken einrichten.

Dieser Zusage des Verkehrsministers Hermann ist ein zähes Ringen für ein im Grunde genommen nüchternes Resultat vorangegangen - „Immerhin: ein erster Schritt auf dem langen Weg zur Erfüllung des Anspruchs des Landesministeriums für Verkehr in Sachen Mindestangebot auf der Schiene ist getan“, stellt Oliver Roßmüller vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), der in Main-Tauber mit einem Kreisverband aktiv ist, fest. Jahrelang haben die an dem Streckenabschnitt liegenden Gemeinden Boxberg, Ahorn und Rosenberg tagein tagaus die unangenehmen Begleiterscheinungen des Verkehrs auf der Schiene wie häufig geschlossene Schranken und nächtlichen Lärm durch Güterzüge hinnehmen müssen, ohne einen Nutzen zu haben - im Gegenteil: nur noch drei der ehemals acht Stationen werden mit einer gegen null tendierenden Anzahl an Halten bedient.

Auch wenn es den ländlichen Raum in Odenwald-Tauber mit jährlich etwa 900.000 Euro teuer zu stehen kommt, war es ein Freudentag, an dem diese deutliche, aber auch überfällige Angebotsverbesserung kürzlich offiziell verkündet wurde, so der Aktive vom VCD. „Jetzt kommt es darauf an, wie die Züge Lauda und Osterburken anlaufen und nicht zuletzt auch welche Anschlussverkehre die Tauberbahn sowohl Richtung Bad Mergentheim als auch Tauberbischofsheim und Wertheim bieten wird. Die Hürden sind hoch gesteckt, um diesen zunächst auf drei Jahre befristeten werktäglichen Verkehr dauerhaft zu etablieren. 500 Fahrgäste täglich will man zählen, sollen die Züge nicht wieder abgezogen werden.“

Wer die Begebenheiten kennt, weiß, dass in Osterburken eine gewisse Zwangsläufigkeit der Anschlüsse besteht: jede Stunde zur Minute „30“ wird es ab Fahrplan 2020 ein Rendezvous zwischen den Frankenbahn-Schnellzügen (IRE) Würzburg-Stuttgart, der S-Bahn Rhein-Neckar, der Regionalbahn (RB) im unteren Jagsttal und der dann zusätzlichen RB, beide letztgenannten ebenfalls Abschnitte der Frankenbahn, geben. In Lauda sind die Voraussetzungen weniger günstig: hier gibt es keinen sauberen „Knoten“, wie man wichtige Anschlüsse bei der Bahn nennt, zwischen den langsamen und schnellen Zügen der Tauber- und der Frankenbahn. Fährt die Tauberbahn stündlich minutengleich, wie vom Land bestellt, wird man zwar bestimmte Züge immer erreichen, auf andere hingegen wird man regelmäßig lange warten müssen. „Und was das für Lauda in der kalten Jahreszeit ohne Aufenthaltskomfort bedeutet, wissen die Pendler und Ausflügler“, so Roßmüller. Und auch die Hoffnungen auf einen dauerhaften Takt oder gar häufigere Züge könnten sich schnell wieder zerschlagen, wenn die RB-Verlängerung von Würzburg nach Osterburken in Lauda keine optimalen Reiseketten und mangelnde Binnenerschließung bietet. „Ich hoffe für weitere Gespräche auf Offenheit und Unvoreingenommenheit auf Bestellerseite... sowohl beim Land, das für die Schiene zuständig ist als auch den Kreisverwaltungen, die den Linienbusverkehr organisieren.“ wünscht Roßmüller, der Fahrgastinteressen nicht nur über den VCD, sondern auch in einem Fahrgastbeirat der Bahn vertritt. „Auch sollte an Samstagen und Feiertagen der Fahrplan zwischen Lauda und Osterburken in Ergänzung mit dem Bus einen sinnvollen Lückenschluss erreichen. Das Angebot muss Bahnpendler die an diesen Tagen gelegentlich oder gar regulär arbeiten, ebenso berücksichtigen, sonst sind sie womöglich das Zünglein an der Waage, wenn in drei Jahren Bilanz zu den Fahrgastzahlen gezogen werden wird.“ führt Roßmüller seine Bedenken aus.

Bleibt zu hoffen, dass die Menschen vor Ort an Umpfer und Kirnau die einmalige Chance, endlich aus dem Verkehrsschatten herauszukommen auch wahrnehmen und das Angebot regelmäßig nutzen um es somit dauerhaft zu erhalten. Langfristig wird es sowohl die Lebensqualität als auch Wertschöpfung und Produktivität im Ländlichen Raum sichern, wenn es attraktive Alternativen zur Mobilität mit dem Auto gibt.

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