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Breisgau-S-Bahn – Es wird immer schlimmer

Kommentar zur Pressemitteilung der Deutschen Bahn „Dreiseenbahn: Ersatzbusse zwischen Titisee und Seebrugg“ vom 21. Februar

Mit Erstaunen und auch Entsetzen nimmt der VCD die Mitteilung der DB zur Kenntnis, dass auf der Drei-Seen-Bahn ab sofort bis (mindestens) Ende März wochentags der komplette Zugverkehr eingestellt und durch Busse ersetzt wird.

Grundsätzlich begrüßt der VCD die Einsicht, dass bei zu wenig vorhandenem Wagenmaterial die vorhandenen Zug-Kapazitäten auf die Hauptäste des Systems und auf die Strecken, auf denen der Zug deutlich schneller als der Bus ist, konzentriert werden müssen. Jedoch muss der Schienenersatzverkehr (SEV) auf den anderen Strecken dann so ausgestaltet werden, dass möglichst geringe Einschränkungen für die Fahrgäste entstehen. Dies wurde im aktuellen Fall bedauerlicherweise nicht beachtet1, obwohl ein gut organisierter SEV auf dieser Strecke sogar Vorteile für die Fahrgäste hätte bringen können:

  • Die Fahrzeit von Freiburg nach Seebrugg verlängert sich um ca. 4-9 Minuten gegenüber dem bisherigen Fahrplan. Gegenüber 2016 oder früher (auch 80er/90er Jahre des letzten Jahrhunderts) sind es inzwischen sogar ca. +11-15 Minuten!

  • Für Reisende mit den beiden wichtigsten Busanschlüssen der Drei-Seen-Bahn (Linie 7319 nach Sankt Blasien bzw. Linie 7342 nach Rothaus/Grafenhausen/Waldshut) ergeben sich von Freiburg/Titisee kommend auf beiden Linien sowie in Gegenrichtung auf der Linie 7342 häufig Fahrzeitverlängerungen von ca. 25-30 Minuten.

     

Dabei wäre es unserer Meinung nach gerade auf der Drei-Seen-Bahn gut möglich mit 3 Bussen2 einen SEV auszugestalten, der für die Fahrgäste nur minimale Nachteile und sogar erhebliche Vorteile gegenüber dem aktuellen Zugangebot bringt:

  • Es wäre möglich an jeden3 aus Freiburg kommenden Zug einen SEV-Busanschluss Richtung Seebrugg anzubieten. Dadurch ergäbe sich auf der Drei-Seen-Bahn ein SEV Angebot im Halbstundentakt, was gegenüber dem bisherigen Zug-Stundentakt eine deutliche Verbesserung für die Fahrgäste wäre.

  • Bei 5 Minuten Umstiegszeit in Titisee4 ergäben sich lediglich effektive Fahrzeitverlängerungen von ca. 2 Minuten beim Übergang von der Höllentalbahn nach Seebrugg und umgekehrt.

  • Die Buslinien nach St. Blasien und Grafenhausen/Waldshut hätten in ihrer bisherigen Fahrplanlagen belassen und die bisherigen Umstiegszeiten von 5 Minuten in Seebrugg hätten beibehalten werden können. Dadurch keine Fahrzeitverlängerungen Richtung von/nach St. Blasien und Grafenhausen/Waldshut.

Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum schon wieder eine deutliche Verschlechterung für die Fahrgäste im ÖPNV der Region Freiburg beschlossen wurde, obwohl mit minimalem Mehraufwand auch ein SEV möglich gewesen wäre, der aus Sicht der Fahrgäste sogar noch Verbesserungen gegenüber dem bisherigen Zugangebot auf der Drei-Seen-Bahn hätte bringen können. „In den letzten 4 Jahren wurden den Fahrgästen der Höllentalbahn und der Drei-Seen-Bahn genug Zumutungen auferlegt. Es wäre dringend an der Zeit, hier auch mal eine Verbesserung umzusetzen, gerade wenn der Mehraufwand so wie in diesem Fall nur sehr gering ist“, so Jörg Isenberg von der VCD Ortsgruppe Freiburg. Viele Akteure tragen zu den Problemen der Breisgau-S-Bahn bei, die politische Verantwortung sehen wir aber bei der Landesregierung von Baden-Württemberg als Bestellerin der Leistungen. Sie muss dringend lenkend und mit den notwendigen Geldmitteln eingreifen.

Essenziell ist auch, dass endlich mehr Wagenmaterial in das Netz 9a5 eingespeist wird, so das solche SEVe erst gar nicht notwendig werden, sondern auf allen Strecken mit hinreichender Kapazität im Schienenverkehr gefahren werden kann. Hierfür muss kurzfristig Zugmaterial angemietet, und mittelfristig weiteres Zugmaterial in erheblichem Umfang (nicht nur 1-2 zusätzliche Zugteile) angeschafft werden. Dies fordert der VCD schon seit längerer Zeit, jedoch ist scheinbar sowohl der politische Wille bei der Bestellerin, als auch der Umsetzungswille bei der Betreiberin begrenzt.

1Geprüft am Fahrplan 22./23. Februar im Vergleich zum Fahrplan 15. Februar im DB Navigator am 22. Februar

2Falls zu Hauptlastzeiten ein Bus nicht die gesamte Fahrgastzahl aufnehmen kann, soll und muss natürlich die Anzahl der Busse erhöht werden. Dies trifft jedoch in noch stärkerem Maße auf das jetzt von der DB umgesetzte SEV-Konzept zu.

3Gegebenenfalls mit kleineren Einschränkungen bei der notwendigen Mittagspause der Busfahrer/innen

4Beim Umstieg zu den Buslinien 7300 und 7257 wird auch im regulären Fahrplan häufig eine Umstiegszeit von 5 Minuten angesetzt, obwohl hier teilweise noch ein Wechsel von/auf Gleis 2 (Unterführung) notwendig ist

5Breisach/Endingen-Freiburg-Villingen/Seebrugg

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