Baden-Württemberg

Auto, Pressemitteilung
Südbaden

Keine Autobahn durch Freiburg! (Artikel für 'Solarregion')

Am Dienstag, dem 16.07.2013 präsentierte die Stadt Freiburg ihre neue Planung für einen Stadtautobahn-Tunnel durch Freiburg, der die Anwohner entlasten soll. Freiburger Umweltverbände kritisieren die Planung. / Von Hannes Linck, VCD Südbaden

Den betroffenen Anwohnern  an der B31-Durchfahrt helfen nur rasche und effektive Maßnahmen zur Verkehrs-Verringerung, und nicht die Hoffnung, dass vielleicht in 20 Jahren ein Tunnel kommt. Während die Umweltverbände auf die alte Erfahrung hinwiesen, dass deutlich ausgeweitete Straßenkapazitäten in der Regel auch deutlich mehr Verkehr anzögen, geht die Stadtverwaltung davon aus, dass sich die Verkehrsmenge nicht signifikant erhöhe, sondern der Autoverkehr konstant bliebe und etwa zu zwei Dritteln durch den geplanten Tunnel und zu einem Drittel weiter oberirdisch fließen würde. Dadurch könne entlang der Dreisam eine boulevardähnliche Straße entstehen, wo sich viele gerne aufhalten würden.

Die Tunnelkritiker argumentieren dagegen, der durch die Autobahnlösung mögliche Vollanschluss am Ganterknoten würde durch seine hohe Kapazität für deutlich mehr Autoverkehr in den angrenzenden Vierteln sorgen. Zudem befürchten sie, eine gegenüber heute wesentlich beschleunigte und staufreie Durchfahrt durch Freiburg werde jede Menge Abkürzungsverkehr anziehen und schließlich zum Ausbau der B31 zu einer Autobahn von Donaueschingen bis Colmar führen.

Die Freiburger Umweltverbände machen konkrete Vorschläge, wie eine Verkehrsentlastung entlang der Dreisam herbei geführt werden kann: Tempolimits, kürzere Grünphasen, Ausdehnung der Umweltzone auf die B31, Nachtfahrverbote, Straßenrückbau, LKW-Maut und vieles mehr könnten die Route über den Schwarzwald und durch Freiburg deutlich weniger attraktiv machen. Und eine rasche Ausweitung des Bahnangebots könnte diese Alternative für viele interessanter machen. Zur Reduktion des besonders belastenden Schwerlastverkehrs wird eine großräumige Verlagerung auf die Schiene vorgeschlagen. Der Bau einer Stadtautobahn durch Freiburg stünde de facto in Konkurrenz zum notwendigen, zügigen Ausbau von Rheintalbahn und Höllentalbahn.

Dass die tunnelkritischen Umweltverbände mit ihren Annahmen doch nicht so falsch liegen, zeigte sich, als Ende Juli die große Baustelle an der Leo-Wohlleb-Brücke zur Reduzierung der B31 auf zwei Spuren führte. Es kam nicht zum allseits befürchteten großen Verkehrschaos mit riesigen Staus und stundenlangen Verzögerungen. Dadurch, dass die meisten Autofahrer über die Engstelle informiert waren, ging der Verkehr auf 50 Prozent der sonst in dieser Zeit üblichen Menge zurück. Und es kam auch nicht dazu, dass die andern 50 Prozent sich nun Ausweichrouten suchten, sondern offensichtlich stiegen die Leute auf Fahrrad, Bus und Bahn um oder unterließen einfach nicht wirklich notwendige Fahrten.

Es zeigte sich also, dass Autoverkehr doch (auch in Freiburg) ein sehr dynamisches System ist, das flexibel auf gute oder schlechte Bedingungen reagiert. Daraus ergeben sich zwei Fragen, die für Entwicklung entlang der B31 entscheidend sind.

Wie kann man durch geeignete Maßnahmen dafür sorgen, dass es (ähnlich wie durch die Baustelle) immer unattraktiver wird, mit Pkw und Lkw im Raum Freiburg unterwegs zu sein? Hier liegt der Schlüssel, um kurz- und mittelfristig die Region und die Anwohner der Straße von übermäßigem Verkehr zu entlasten. Auf der anderen Seite stellt sich natürlich mehr denn je die Frage, wie das System Autoverkehr reagieren würde, wenn es durch die geplante Autobahn durch Freiburg einmal eine um ein Vielfaches erhöhte Straßenkapazität vorfindet.

Die Umweltverbände sehen sich auf jeden Fall in ihren Annahmen bestätigt und drängen weiter darauf, sich rasch um eine – sicher auch nicht leichte – Lösung des Problems durch ein Konzept der deutlichen Reduzierung des motorisierten Verkehrs für die Region zu bemühen.

Hannes Linck

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