Baden-Württemberg

Pressemitteilung
Südbaden

VCD und FNAUT präsentieren Initiative für bessere Verbindungen zwischen Ortenau, Straßburg und Nordelsass

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und die französische Fahrgastorganisation FNAUT Grand Est stellten am Donnerstag in Kehl ihre Initiative vor für eine deutliche Verbesserung der Bahn- und Busverbindungen zwischen Baden und dem Elsass. Diese betreffen sowohl große Fahrplanlücken wie auch ein unzulängliches Tarifangebot. Deshalb fordern VCD und FNAUT u.a. einen Halbstunden-Takt zwischen Offenburg und Straßburg sowie die Gültigkeit des BW-Tickets bis in die Eurometropole.

 

Die Verbände äußerten sich auch kritisch zu den wenig engagierten Reaktionen der Landesregierung BW und der Region Grand Est.

Die französische Fahrgastorganisation FNAUT* Grand Est und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) ** setzen sich bereits seit vielen Jahren gemeinsam für eine deutliche Verbesserung der Bahn- und Busverbindungen zwischen Baden und dem Elsass ein. Da es hier schon länger keine – notwendigen – Verbesserungen mehr gab, haben sie kürzlich eine neue Initiative gestartet und die Verantwortlichen auf beiden Seiten des Rheins mit konkreten Forderungen zum raschen Handeln aufgefordert.


Worum geht es?

Aus zahlreichen Kontakten mit (möglichen) Fahrgästen auf beiden Seiten des Rheins wissen die Organisationen, dass es ein starkes Bedürfnis nach einer Verbesserung dieser Bahnverbindung und der Tarifgestaltung gibt. Sie freuen sich sehr über die baldige Eröffnung der Straßenbahnverbindung Straßburg-Kehl, denken jedoch, dass auch die außerhalb dieses Bereichs wohnenden bzw. startenden Menschen eine Aufwertung ihrer ÖPNV-Verbindungen verdienen.

Auch hier gibt es vielfältige Mobilitätsbedürfnisse, seien sie beruflich, schulisch oder
universitär. Aber auch der weiter steigende Freizeitverkehr für Ausflüge, Einkäufe oder zu kulturellen Ereignissen hat einen wachsenden Bedarf nach öffentlichen Angeboten. Noch viel zu oft werden die Reisenden durch unzureichende Angebote dazu gezwungen, das Auto zu nutzen. Das gilt besonders auch für mangelnde Umsteigemöglichkeiten zum und vom Regional- und Fernverkehr im Netz des jeweils anderen Landes.

Die Anforderungen der Verkehrsteilnehmer betreffen besonders zwei Bereiche: eine Erhöhung des Angebots an Verbindungen und attraktivere und praktischere Tarifangebote, um ins Nachbarland zu gelangen.


Verbesserte Verbindungen

Während der Halbstunden-Takt zu den Spitzenzeiten durchaus ausreichend erscheint, gibt es auch nach dem erfolgten Fahrplanwechsel weiter mehrere „Fahrplan-Löcher“ am frühen und späteren Vormittag sowie am Abend:
Von Straßburg in Richtung Offenburg klaffen diese Lücken wochentags zwischen 9.22 und 10.52 Uhr, zwischen 10.52 und 12.52 Uhr (2 Stunden lang!) sowie zwischen 20.22. und 21.52 Uhr. Besonders in der 2-Stunden-Lücke ist ein zusätzlicher Zug von größter Dringlichkeit.

Von Offenburg in Richtung Straßburg sieht es ähnlich aus: Hier klaffen die Lücken zwischen 9.05 und 10.35 Uhr und zwischen 10.35 und 12.35 Uhr. Zumindest eine Lücke könnte dadurch geschlossen werden, dass Zugfahrten, die heute nur zwischen Kehl und Offenburg stattfinden, nach Straßburg verlängert werden bzw. dort starten.

Auch am Wochenende und an Feiertagen bestehen große Lücken, die besonders auch attraktive Übergänge auf den Fernverkehr im jeweils anderen Land verunmöglichen. An diesen Tagen ist ein durchgängiger Stundentakt unabdingbar.
Ein wirklich befriedigendes Angebot, das deutlich mehr Verkehr weg vom Auto verlagern würde, wäre allerdings nur ein täglicher Halbstunden-Takt in der Woche zwischen 7.00 und 19.00 Uhr und ein konsequenter Stundentakt in den übrigen Verkehrszeiten.

In Ergänzung zur Verbesserung der Europabahn erscheint den Verbänden auch eine schnelle Busverbindung zwischen Offenburg und Illkirch angeraten, die unter Umgehung von Kehl mit kurzen Reisezeiten über die neue Pierre-Pflimlin-Brücke zwischen Altenheim und Eschau mit attraktiven Reisezeiten mehrere Einkaufs- und Wohngebiete erschließen könnte.


Attraktivere Tarifangebote

Der Europass als 24-Stunden- und als Monats-Ticket ist ein attraktives Angebot innerhalb der Ortenau und der Eurometropole Straßburg. Doch auch für Menschen, die außerhalb dieses Eurodistrikts wohnen oder zu Zielen außerhalb seines Gebietes reisen möchten, bedarf es auf der Europabahn attraktiverer Tarifangebote.

Auf der einen Seite ist es deshalb dringend geboten, die Gültigkeit des Baden-Württemberg-Tickets auf Straßburg (wie es schon länger für Basel, Schaffhausen und andere Schweizer Städte möglich ist) auszudehnen sowie es den Bewohnern der Eurometropole und Reisenden, die hier starten oder umsteigen, zugänglich zu machen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung wäre die Aufstellung eines DB/TGO-Automaten im Straßburger Hbf. (Gleis 25). Dies sollte hier genauso möglich sein wie in Wissembourg und Lauterbourg, selbst wenn die Europabahn nicht von der DB AG gefahren wird.

Auf der anderen Seite sollte das attraktive Alsa+-(Tages-)Ticket, das zu Fahrten im ganzen Nordelsass bzw. sogar im ganzen Elsass berechtigt, bereits am Bahnhof Offenburg am Automaten und am Schalter erhältlich sein. So könnten Ausflüge ins Elsass für Reisende ab Offenburg deutlich erleichtert werden. Das Angebot in dieser Richtung ist sogar noch wichtiger, da der Europass auf französischer Seite ja leider nur im Großraum Straßburg (Eurometropole) gültig ist.

Bei beiden verbesserten Tarifangeboten würden Ausflüge und Reisen dadurch deutlich erleichtert, dass zeitaufwändige und in der eigenen Sprache nicht oder nicht leicht zu durchzuführende zusätzliche Ticketkäufe überflüssig würden. Nicht zuletzt könnten durch Fahrpreisersparnisse neue Kunden für den öffentlichen Verkehr gewonnen werden. Und Klima und Umwelt könnten in der Region wirksam entlastet werden.

FNAUT und VCD wünschen sich die Tarifverbesserungen noch vor dem Start der Ausflugssaison 2017, die Fahrplanverbesserungen für den Fahrplanwechsel im Dezember 2017. Die Verbände zeigten sich enttäuscht über die Reaktionen von Landesregierung und Region Grand Est. Es wurden keine konkreten zusagen gemacht, und auf ein Gesprächsangebot ging Minister Hermann gar nicht ein.

* Fédération Nationale des Associations des Usagers des Transports, vormals FNAUT Alsace
** Regionalverband Südbaden und Kreisverband Karlsruhe

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