Baden-Württemberg

Landesverband BW, Esslingen, Pressemitteilung, Verkehrspolitik
Esslingen

Lebenswerte Fildern statt B27-Illusion

Der ökologische Verkehrsclub VCD fordert schnelle Verkehrs-Entlastung statt rückwärts gewandtem B27-Ausbau. Bessere ÖPNV- und Radangebote entlasten Menschen in den Fildergemeinden sofort von Lärm und Abgasen und sind die einzige Lösung für Mobilität für alle.

“Zusätzliche Straßen und Fahrspuren bewegen Menschen dazu, immer mehr Wege mit dem Auto zurückzulegen,” kritisiert die Esslinger VCD-Kreisvorsitzende Petra Schulz die Ausbaupläne für die B27 zwischen Aichtal und Leinfelden-Echterdingen. Wenn Menschen anfänglich auf einer 6- oder gar 8-streifigen B27 schneller ans Ziel kommen würden, fahren mehr und mehr Autos. Sie bilden den nächsten Stau, eindrücklich zu erkennen am Dauerstau nach maximalem Ausbau von A8 und dem Echterdinger Ei.
”Der verkehrswissenschaftliche Grundsatz lautet deshalb: Schleunigst S-Bahn, Bus und Radverbindungen ausbauen anstatt hunderte Millionen im klimaschädlichen und auch verkehrlich sinnlosen Straßenausbau zu verbrennen.”

Romeo Edel, Sprecher der Allianz “Mobilitätswende BW” pflichtet ihr bei: “Der Ausbau der B27 ist kontraproduktiv. Für eine Einhaltung des UN-Klimaabkommens zur Erreichung des 2 Grad-Ziels müssen wir unsere Mobilitätskultur rasch und radikal ändern. Mehr motorisierten Individualverkehr verkraftet weder die Stadt Stuttgart noch die Region.”

Im Sinn dieser Klimavorgaben hat die Landesregierung schon vor Jahren entschieden, bis 2030 Mobilität mit einem Drittel weniger Autoverkehr zu organisieren. Ein Ausbau der B27 stehe laut Edel im krassen Widerspruch dazu. Er verschlingt Gelder und bindet Personalressourcen, die beim Ausbau flächen- und umweltschonender Alternativen dann fehlen.

“Beim Busverkehr auf den Fildern wurde in letzter Zeit Vieles verbessert, doch Busfahren muss noch erheblich attraktiver werden” kritisiert Schulz einige noch unübersichtliche Linienführungen. Zusätzliche Express-Busse und eng getaktete Linien auch abseits der S-Bahn-Halte verlässlich einzusetzen würde schnell wirksame Alternativen zur B27 bieten. “Der S-Bahn-Ringschluss muss so schnell wie möglich umgesetzt werden.” Durch die Verlängerung von Filderstadt über Neuhausen nach Wendlingen erhöht sich die Kapazität dann erheblich.

Monika Knopf vom ADFC Fildern weist auf wichtige fehlende Radverbindungen hin: “Mit dem Geld, das der Tunnel am Zeppelinstein kostet, könnte man den Flughafentunnel fahrradtauglich machen.” Start- und Landebahn riegeln Bernhausen und Sielmingen von Stuttgart ab. Der einzige Durchlass ist die B312 mit einem Radfahrverbot und einem schmalen Gehweg. Pendler brauchen durchgängige, saubere und direkte Rad-Netze.

"Insgesamt wäre in drei, vier Jahren ein deutlich lebenswerterer Filderraum möglich, statt Anwohner*innen bis 2030 zu vertrösten” fasst Schulz das Potential von Pop-Up-Rad-/Busspuren, taktverdichteten (Express-)Bussen und Verdrängung der KFZ aus den Ortsdurchfahrten zusammen.

Im November hatte das Regierungspräsidium die Ausbaupläne vorgestellt. ADFC, VCD und Mobilitätswende BW fordern vom Bundesverkehrsministerium einen Verzicht auf den Ausbau der B27, weil dieser den selbstgesteckten Mobilitätswende-Zielen und vertraglich bindenden Klimazielen entgegen steht.

Weitere Informationen

Planung des Regierungspräsidiums:
https://rp.baden-wuerttemberg.de/rps/Abt4/Ref44/Seiten/B27_Aichtal-LE.aspx

Bundesverkehrswegeplan:
https://www.bvwp-projekte.de/strasse/B27-G50-BW/B27-G50-BW.html

 

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