Baden-Württemberg

Pressemitteilung, Radverkehr
Esslingen

Stellungnahme zum ADFC-Fahrradklima-Test

Pressemitteilung VCD Esslingen, 23.02.2015, Esslingen am Neckar

Stellungnahme des 1. Vorsitzenden Dirk Rupp zum Ergebnis des ADFC-Fahrradklima-Tests 2014: Warum die Stadt Esslingen äußerst schlecht abschneidet

Am vergangenen Donnerstag wurden in Berlin die Ergebnisse des ADFC-Fahrrad­klima-Tests 2014 veröffentlicht, in dem Bürgerinnen und Bürger ihre Wohnorte nach deren Fahrradfreundlichkeit bewertet haben. Im Landkreis Esslingen nahmen die Städte Esslingen, Filderstadt, Kirchheim/Teck, Leinfelden-Echterdingen, Ostfildern und die Gemeinde Köngen teil. Die Bewertung ergibt für Esslingen ein miserables Ergebnis: Mit der Schulnote 4,2 erhält die Stadt die schlechteste Wertung unter den Kommunen im Landkreis und den letzten Platz unter den baden-württembergischen Städten entsprechender Größenordnung. Dirk Rupp, Vorsitzender des örtlichen Kreis­verbands des Verkehrsclubs VCD und Stadtrat der Grünen, erinnert daran, dass der Gemeinderat im Jahr 2013 ein gutes Rad­verkehrs­konzept beschlossen habe, zeigt sich aber unzufrieden mit der Umsetzung. „Das Testergebnis ist die Quittung für die Halbherzigkeit der Verantwortlichen im Rathaus, häufige Gedankenlosigkeit der Bauhof-Mitarbeiter und die Blockadepolitik von Ordnungsamt und Polizei“, stellt er fest.

Immer wieder höre man im Rathaus den Satz, Esslingen sei sowieso zu bergig zum Radfahren, obwohl 40.000 Einwohner im Tal wohnten und außerdem die Zahl der Besitzer von Pedelecs mit elektrischem Zusatzantrieb stark ansteige. Ziel müsse die Verdoppelung des Radverkehrsanteils auf 15 Prozent bleiben. Dazu müsse das Rad­verkehrskonzept entschlossen umgesetzt werden und die Problemstellen an den Hauptachsen zuerst angepackt werden. „Mit Markierungen in der Stettener Straße anzufangen, ist Unsinn“, so VCD-Chef Rupp. Dagegen sei das Radfahren im unteren Bereich der Krummenackerstraße ohne Schutzstreifen eine absolute Zumutung. Es könne auch nicht sein, dass die Ausweisung von neuen Hauptachsen zugunsten eines reibungslosen Autoverkehrs verhindert werde, wie es zum Beispiel derzeit in der Steinhalde geschehe. Im Zweifel müsse der Radverkehr auch einmal Vorrang bekommen, insbesondere auf Schulwegen. Um Akzeptanz zu finden, dürften Haupt­achsen wie die Heilbronner Straße nicht mit einem Zickzackkurs und Sperr­bügel-Schikanen versehen sein. Es müsse unterschiedliche Angebote für schnelle und für langsame Radfahrer geben. So trauten sich gut trainierte Personen durchaus einmal ein Stück auf die Ringstraße, andere würden sich dagegen auf einem freigegebenen Gehweg sicherer fühlen.

Nach den Erfahrungen von Rupp stellten Hauptachsen durch belebte Fuß­gänger­bereiche wie zum Beispiel den Maillepark oder die Bahnhofstraße ein immer größeres Problem dar. Alternativstrecken wie die Wehrneckar­straße seien denkbar, würden aber von der Stadtverwaltung nicht ernsthaft weitergeplant. Sogar auf Hauptachsen würden Radfahrer zum Absteigen gezwungen. Das entsprechende Schild tauche immer öfter im Stadtbild auf, zuletzt an dem neuen Steg zum Hengstenberg­areal. Meistens seien zu niedrige Brückengeländer der Grund. Die Erhöhung, selbst bei dem winzigen Franzosensteg an der Maille, werde auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben. Manche Radverkehrs­anlagen würden so gebaut, dass man sie nicht befahren könne und an Baustellen gebe es oft Ärger, da einfach Absperrungen aufgestellt würden, ohne an den Radverkehr zu denken.

Viele radfahrende Mitbürger vermissten Abstellbügel an den Stellen, wo Radler sie brauchen. Das sei auch der Fall an bestimmten Bushaltestellen, an denen häufig vom Rad auf den Bus umgestiegen werde. Immer wieder werde der Wunsch nach einer Ausweitung der Fahrradmitnahme in den Bussen geäußert. Ein Versuch auf den END-Linien während der Sommerferien habe gezeigt, dass auch tagsüber vereinzelte Fahrgäste mit Rad gut im Bus Platz gefunden hätten. Eine besonders große Enttäuschung sei es, dass wegen Personalmangels die im Radverkehrs­konzept vorgesehenen Rad-Schulwegpläne für die weiterführenden Schulen nicht erstellt würden. Diese seien aus Sicht des VCD extrem wichtig, weil in der Kindheit das Mobilitätsverhalten geprägt werde. Nach der Fahrradprüfung in der 4. Klasse dürfe nicht Schluss sein, sondern die Schüler müssten die Möglichkeit haben, sicher und komfortabel per Rad in ihre weiterführende Schule zu fahren.

Abschließend wünscht sich Dirk Rupp, dass im Rathaus die personellen Ressourcen für den Radverkehr verstärkt werden und sich auch Ordnungsamt und Polizei als Ermöglicher von Radverkehr verstehen, denn „Radfahren ist gesund, CO2-frei und entlastet die Stadt von Autoverkehr“.

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