Pressemitteilung,
Tourismus
Reutlingen
Presseinformation Nr. 1/2013, Reutlingen, 12. Januar 2013 | Verkehrsclub sieht Voraussetzungen für Auszeichnung als „Fahrtziel Natur“ für nachhaltigen Tourismus in weiter Ferne
Trotz einer ganzen Reihe neuer Rad-Wegweiser im Biosphärengebiet Schwäbische Alb ist es den zuständigen Tourismusverbänden bislang nicht gelungen, den Radverkehr in diesem Schutzgebiet nachhaltig zu fördern. So lautet das Fazit des Kreisverbands Reutlingen des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland (VCD) anlässlich der Tourismus-Präsentation des Landkreises Reutlingen bei der CMT in Stuttgart.
„Radfahren ist eine der umweltfreundlichsten Fortbewegungen überhaupt, ein optimal mit Bus und Bahn vernetztes, überregionales Radkonzept für das Biosphärengebiet sucht man bisher aber vergebens,“ kritisiert Florian Müller, Sprecher des VCD Reutlingen, die bisherigen Bemühungen der Tourismus-Organisationen in Reutlingen und Stuttgart. Die entlang des Schwäbische-Alb-Weges jetzt neu angebrachten Wegweiser seien nur ein erster Schritt, bei anderen überregionalen Radwegen, die für den Tourismus besondere Bedeutung haben, gebe es noch viel Nachholbedarf, so das Urteil des VCD.
Florian Müller: „Man hat den Eindruck, dass bei den Tourismusverbänden die eine Organisation oft nicht weiß, was die andere plant.“ Hinzu käme, dass einzelne Aufgaben an Subunternehmen vergeben werden, denen das Know-how vor Ort fehle. Mit dem Ergebnis, dass beispielsweise die neuen Beschilderungen oft nicht mit dem vorliegenden Kartenmaterial übereinstimmten. In vielen Fällen sei es nicht einmal gelungen, neue Verbindungen wie die des Schwäbische-Alb-Weges mit dem zentralen digitalen Medium, dem Radroutenplaner Baden-Württemberg, zu verknüpfen.
Auch die neuen Karten, die der Tourismusverband ‚Mythos Schwäbische Alb’ aktuell auf der CMT-Messe präsentiert, entsprächen nicht immer den tatsächlich ausgeschilderten Radwegen vor Ort. Zwar sind auf den Karten „die schönsten Radtouren der Mittleren Schwäbischen Alb“ verzeichnet, die in der gleichnamigen, 2012 ebenfalls neu aufgelegten Broschüre des Landkreises Reutlingen veröffentlicht wurden. Deren Startpunkte wiederum seien bei mehr als der Hälfte der Routen nur mit dem Auto zu erreichen, bemängelt der VCD. Mit diesem Angebot verfehle der Landkreis Reutlingen das wichtige Ziel der „Vernetzung von ÖPNV und Radverkehr“, wie es im Rahmenkonzept des Biosphärengebiets festgelegt wurde.
VCD-Sprecher Müller: „Offensichtlich steht der motorisierte Individualverkehr nach wie vor im Vordergrund touristischer Bemühungen des Kreises Reutlingen.“ Dies belege auch das offizielle Besucherinformationskonzept, das jetzt mit über 100 Schildern an so genannten Wanderparkplätzen den Autofahrer umwerben soll. Dafür stelle der Landkreis Reutlingen einen sechsstelligen Euro-Betrag zur Verfügung.
Zu den zahlreichen Großveranstaltungen in der Region, wie beispielsweise dem Kartoffelfest in St. Johann oder den publikumswirksamen Events des Haupt- und Landesgestüts Marbach, reisten ebenfalls zehntausende Besucher mit dem Auto an mangels attraktivem Angebot für eine umweltfreundliche Anreise mit Bus und Bahn. Der VCD befürchtet, dass das Biosphärengebiet im Landkreis Reutlingen entgegen der Zielsetzungen des Rahmenkonzepts auf dem besten Weg sei, sich zu einem Reservat für den Autoverkehr zu entwickeln.
Ein fehlendes Gesamtkonzept mit attraktiven Bus- und Bahnanschlüssen könnte nach Ansicht des VCD auch der Grund dafür ein, dass die Bahn das Biosphärengebiet Schwäbische Alb bisher noch nicht als „Fahrtziel Natur“ aufgenommen hat. In diesem Programm für umwelt- und klimafreundliche Mobilität hat die Bahn bundesweit bereits 18 Natur-Regionen ausgezeichnet.
Wenn die Bahn jetzt auf der CMT das erste „Fahrtziel Natur“ in Baden-Württemberg bekannt geben wird, ist es für den VCD keine Überraschung, dass diese Auszeichnung nicht dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb verliehen wird. „Vielleicht gelingt es Landrat Reumann in seiner zweiten Amtszeit, dass das Biosphärengebiet ein ‚Fahrziel Natur’wird“, hofft auch VCD-Landesvorstandsmitglied Christoph Joachim und verweist auf das Potential, das im Biosphärenreservat auf der Alb für einen autofreien Tourismus schlummert.